Mit einem umfassenden Investitionspaket will die Regierung die Baukonjunktur wieder in Schwung bringen und gleich mehrere Probleme im Wohnbau in den Griff bekommen. 20.000 neue Wohnungen sollen gebaut, 40.000 Arbeitsplätze gesichert werden.
Inflation, steigende Bau- und Materialkosten, hohe Kreditzinsen und nicht zuletzt die restriktiveren Kreditvergaberegeln erschwerten in den letzten Jahren den Erwerb von Wohnimmobilien und lähmten die Baubranche. Nun will die Regierung die Bauwirtschaft aus der Krise holen und mehr Wohnraum schaffen: Insgesamt 2,2 Milliarden Euro sollen bis 2026 investiert werden, unter anderem in den Bau von jeweils 10.000 Eigenheimen und Mietwohnungen sowie in 5000 Sanierungen. Damit sich Familien ihren Traum von den eigenen vier Wänden auch zukünftig erfüllen können, will ihnen die Bundesregierung beim Bau des ersten Eigenheims finanziell unter die Arme greifen. Konkret soll die Grundbucheintragsgebühr sowie die Pfandrechtseintragungsgebühr bis zu einem Immobilienwert von 500.000 € entfallen. Pro Familie bedeutet das eine maximale Ersparnis von 11.500 €. Weiters sollen die Länder günstige Darlehen vergeben: bis zu 200.000 € zu maximalen Zinssätzen von 1,5 %. Das Paket sieht vor, dass der Bund die Länder bei der Kreditaufnahme unterstützt.
Ziel dieser Maßnahmen sei es laut Bundeskanzler Karl Nehammer, die Eigenheimquote in den kommenden sechs Jahren von 48 auf 60 % zu erhöhen. Übrigens wird auch der Wohnschirm, der Menschen mit Miet- oder Energieschulden unterstützt, von 65 Millionen Euro um weitere 60 Millionen aufgestockt. Klimafreundliche Sanierungen sollen mit einem weiteren Sanierungsbonus steuerlich attraktiver gemacht werden. Wer als Eigentümer einer vermieteten Wohnung etwa die Dämmung verbessert, erhält einen abzugsfähigen Zuschlag in Höhe von 15 % zu den Ausgaben. Außerdem sollen Gebäude schneller abgeschrieben werden können. Statt bislang 1,5 % wird man künftig 4,5 % des Gebäudewerts pro Jahr nach Errichtung abschreiben können. Man hofft, dass Bauprojekte so schneller vorgezogen beziehungsweise abgeschlossen werden.
Ebenfalls von der Regierung vorgesehen sind bundesweite Regelungen für die bereits seit Jahren diskutierte Leerstandsabgabe. Einige Länder heben sie schon jetzt ein, allerdings haben sie eingeschränkten Handlungsspielraum. So darf die Abgabe derzeit nicht so hoch ausfallen, dass der Eigentümer faktisch dazu gezwungen ist, die Wohnung zu vermieten oder zu verkaufen, wie der Verfassungsjurist Peter Bußjäger im Ö1-Morgenjournal betonte. Ob eine bundesweite Regelung tatsächlich umgesetzt werden wird, bleibt noch abzuwarten, denn die Regierung braucht dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament.
Kritik an den Plänen gibt es unter anderem von der Bundeskammer der Ziviltechniker. Neubau fördern sei prinzipiell gut, aber nicht, wenn dafür wie bisher viel Grünfläche in Bauland umgewidmet und zu viel Boden verbraucht werde. Es gebe bereits jetzt einen Überhang an gewidmetem Bauland, so die Kritik der Kammer. Vielmehr sollen Brachflächen im vorhandenen Siedlungsraum genutzt werden. Zustimmung findet der Vorstoß, die Leerstandsabgabe flächendeckend in Österreich umsetzen zu wollen. Ähnlich äußert sich die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Mit den geplanten Förderungen für Neubau würde weiter viel Fäche versiegelt werden, eine vereinfachte Leerstandsabgabe bewerte man aber positiv.