Krypto-Experte Marcus Feistl: „Wir haben sicher noch einiges vor uns“

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Marcus Feistl ist Country Manager bei der Wiener Krypto-Handelsplattform Bitpanda und auch für den österreichischen Markt zuständig. Marcus Feistl ist Country Manager bei der Wiener Krypto-Handelsplattform Bitpanda und auch für den österreichischen Markt zuständig.

Interview: Dorian Krois

Sie sind als Country Manager bei Bitpanda für die „DACH-Region“ zuständig. Wie steht es um die Beliebtheit von Kryptowährungen bei den ÖsterreicherInnen?

Marcus Feistl: Vor allem in den vergangenen 12 Monaten durften wir ein wirklich stark steigendes Interesse am internationalen Kryptomarkt sehen. Laut Umfragen haben in 2020 bereits ca. 8 % der Europäer Kryptowährungen genutzt und mit diesem starken Anstieg in 2021 sind wir inzwischen bestimmt im zweistelligen Prozentbereich. Das macht natürlich auch vor Österreich keinen Halt, und erfreulicherweise spiegeln das auch unsere heimischen Nutzerzahlen wieder. Insgesamt kann man also durchaus zusammenfassen, dass sich Kryptowährungen hierzulande zunehmender Beliebtheit erfreuen.

Ihr Unternehmen Bitpanda ist mit dem Trend zum „digitalen Gold“ stark gewachsen. Das einstige Startup ist mittlerweile ein Milliardenunternehmen. Welche Rolle spielte die Corona-Krise beim weiteren Wachstum?

Marcus Feistl: Die Pandemie hat unserem starken Wachstum keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, ich möchte sogar behaupten, dass das Interesse an digitalen Assets, wie Kryptowährungen, durch COVID-19 noch stärker gestiegen ist. Das mag vielfältige Gründe haben, wie beispielsweise die Sorge vor einer starken Inflation, getrieben durch die vielen staatlichen Hilfspakete. Unter dem Strich können wir uns also glücklich schätzen, zu den Unternehmen zu gehören, die auch während der Krise weiter wachsen durften.

Vor genau einem Jahr war ein Bitcoin ca. 15.000 Euro wert. Heute (17. November) sind es ca. 53.000 Euro. Eine unglaubliche Wertsteigerung für die kurze Zeit. Ist das Ende der Fahnenstange bald erreicht?

Marcus Feistl: Ich persönlich glaube, dass wir bei Kryptowährungen erst am Anfang einer breitflächigen Nutzung stehen. Auch wenn die Wachstumszahlen vor allem dieses Jahr enorm waren, fängt die breite Masse doch erst jetzt an, sich mit dem Thema tiefer auseinanderzusetzen. Wir haben also sicherlich noch einiges vor uns. Ob das jedoch auch mit einem weiteren Anstieg des Bitcoin Preises einhergeht, wird sich zeigen. Die Vermutung liegt jedoch sehr nahe.

Welche Kryptowährungen empfehlen Sie persönlich als sinnvolle Anlage?

Marcus Feistl: Eine prinzipielle Empfehlung würde ich an dieser Stelle vermeiden, denn ich finde es ist enorm wichtig, dass sich jeder Anleger über die Kryptowährung und das Projekt selbst informiert. Für Einsteiger, die den Trend nicht verpassen wollen, jedoch noch etwas unentschlossen sind, lohnt es sich vielleicht unsere Bitpanda Crypto Indizes anzusehen. Dort kann man über einen Index direkt in die top 5, 10 oder 25 Kryptowährungen investieren und hat dadurch automatisch eine breitere Streuung und Diversifikation.

Das komplexe Steuerthema hält sicher manche davon ab, in diesen Bereich zu investieren. Welchen Rat können Sie hier geben?

Marcus Feistl: Das Thema Steuern ist im Kryptobereich tatsächlich etwas komplexer, als man das beispielsweise von Aktien kennt. Das liegt zum einen daran, dass Kryptowährungen sehr viel einfacher und dadurch auch häufiger getauscht und gehandelt werden können, und zum anderen an der oftmals noch nicht ganz klaren steuerlichen Klassifizierung von Kursgewinnen, welche sich ja bspw. in Österreich gerade ändert. Wichtig ist, dass man als Anleger einen Überblick über seine Transaktionen und somit auch die Kursgewinne hat. Um das unseren Nutzern zu erleichtern, haben wir eine Partnerschaft mit Blockpit geschlossen, ein Unternehmen, das sich in dem Thema spezialisiert hat. Dadurch kann jeder Bitpanda Kunde, der sich ebenfalls bei Blockpit registriert, mit wenigen Klicks einen Steuerreport für sein Krypto-Portfolio bei Bitpanda erhalten.

Manche Unternehmen akzeptieren bereits Bitcoin. Auch Tesla akzeptierte die Kryptowährung bereits für kurze Zeit. Kann der Bitcoin aufgrund der hohen Volatilität überhaupt jemals ein nachhaltiges Zahlungsmittel sein?

Marcus Feistl: Mit der zunehmenden Marktkapitalisierung und weiteren Investitionen institutioneller Anleger, denke ich, dass die Volatilität bei Bitcoin und auch anderen Kryptowerten über die Zeit abnehmen wird. Ich persönlich denke aber auch, dass Bitcoin weniger als Zahlungsmittel und viel mehr als Wertanlage fungieren wird, eben als „digitales Gold“.

Kryptowährungen wurden in der Vergangenheit oft mit Betrug in Verbindung gebracht. Wie können sich unerfahrene Anleger schützen?

Marcus Feistl: Zunächst sollte man für den Handel selbst eine Plattform verwenden, der man vertrauen kann. Lizensierte Unternehmen und das vielleicht noch in Europa sind dabei schon mal ein guter Start, da diese Plattformen bereits hohe Sicherheitsstandards erfüllen müssen. Darüber hinaus gilt das gleiche wie bei allen online Plattformen: Den eigenen Account so gut wie möglich schützen. Sprich ein starkes und vor allem eigenes Passwort für den Account und am besten direkt die Zwei-Faktor-Authentifizierung über SMS oder eine App einrichten. Und ganz wichtig ist: Keine Daten leichtfertig herausgeben. Solange man bei einer vertrauenswürdigen Plattform handelt, wird einem diese niemals per Email oder Telefon nach Login Informationen oder ähnlichem fragen.

Bei Bitpanda kann man auch in Aktien und ETFs investieren. Haben Ihrer Meinung nach Sparbuch und Bausparvertrag ausgedient?

Marcus Feistl: Gänzlich ausgedient sicherlich nicht, und es ist ja auch grundsätzlich gut, dass es ein breites Angebot für Anleger und deren individuellen Risikoappetit gibt. Aber wir sehen schon eine starke Zunahme, nicht nur im Krypto-, sondern auch im Aktien- und ETF-Handel. Das liegt sicherlich auch an den derzeit sehr niedrigen und zum Teil ja sogar negativen Zinsen bei Sparbüchern. Aber vor allem für Anleger mit langer Laufzeit ist die Volatilität von Kryptowährungen und Aktien oftmals kein großes Problem und mit den dort erzielbaren Renditen können Sparbuch und Bausparer einfach nicht mithalten.

Süd-Ost Journal

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