Eveline Wild – Genuss kommt von Genießen

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Eveline Wild betreibt mit ihrem Partner Stefan Eder das Hotel „Der WILDe EDER“ in St. Kathrein am Offenegg. Eveline Wild betreibt mit ihrem Partner Stefan Eder das Hotel „Der WILDe EDER“ in St. Kathrein am Offenegg.

Interview: Dorian Krois

War Konditorin schon immer dein Berufswunsch?

Eveline Wild: Eigentlich war es für mich klar. Aber als die Entscheidung nach der 9. Schulstufe real wurde, wäre auch etwas anderes, Kreatives wie Floristin oder Schneiderin in Frage gekommen. Aber glücklicherweise war auch eine ideale Lehrstelle in der Konditorei Valier in Innsbruck frei.

Du warst sogar Konditorweltmeisterin. Gibt es für dich noch eine berufliche Herausforderung?

Eveline Wild: Natürlich blicke ich immer wieder über den Tellerrand und schaue mir an, was internationale Kochkollegen so machen. Das finde ich dann immer sehr imposant und anstrebenswert, wobei ich das immer als Inspiration sehe und nicht 1:1 kopiere. Wenn ich mir eine Teilnahme bei einem Wettbewerb wie „World Chocolat Master“ vornehmen würde, käme ich ganz schnell an die Grenzen meines momentanen Lebens. Teilnehmer, die vorne mitmischen wollen, widmen ihr ganzes Leben ein, zwei Jahre lang nur so diesem Wettbewerb. Das ist für mich aus familiären und betrieblichen Gründen schlichtweg unvorstellbar.

Welche Fähigkeiten werden eigentlich benötigt, um erfolgreiche/r KonditorIn zu werden?

Eveline Wild: Fleiß, Ausdauer, Kontinuität, Verlässlichkeit, Genauigkeit, Detailverliebtheit, Begeisterung, … und das alles über das „gewöhnliche“ Maß hinaus. Ich denke, jeder hat einmal einen „guten Moment“, dieses eine „gute Projekt“, aber um in seinem Metier zu den Top-Profis zu gehören, reicht es nicht, sich auf Lorbeeren aus der Vergangenheit auszuruhen, sondern man muss täglich aufs Neue das Beste zu geben. Auch ich muss mich momentan nach der Decke strecken, weil die Geburt unserer Tochter letztes Jahr zwar viel Freude in unser Leben gebracht hat, aber natürlich auch mehr familiäre Verantwortung. Da muss auch ich, ein, zwei Jahre auf bewährte Rezepte zurückgreifen und die kreativen neuen Impulse auf später verschieben.

Vegane Zutaten und alternative Süßungsmittel werden immer mehr zum Thema. Was hältst du davon?

Eveline Wild: Beide Themen ausführlich zu kommentieren, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Hier nur in aller Kürze: Es geht um Bewusstsein. Bewusstsein fürs Essen, für den häufig überbordenden Konsum, für die Qualität und Quantität von allen Produkten, die ich kaufe.

Auch Regionalität, und ansonsten „Fairtrade“ wird den Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger. Woher beziehst du deine Rohstoffe?

Eveline Wild: Ich kaufe meine Produkte sehr selektiv von verantwortungsvollen Produzenten, die ihre Nachhaltigkeitsprogramme haben. Ich mag mich aber dennoch nicht zertifizieren lassen: Wenn ich beispielsweise eine exzellente Haselnuss von einem Kleinbauern im Piemont kaufe, der einfach aufgrund der umständlichen Rechtslage nicht zertifiziert ist, ich es aber trotzdem gut finde, ist mir ein Gütesiegel eher unwichtig. Ich habe mir über die Dauer meiner beruflichen Laufbahn einen Ruf aufgebaut, kompromisslos tolle Produkte zu verwenden. Diesen Fakt schätzen glücklicherweise auch meine Kunden.

Haben die Kunden, die zu dir kommen und eine Hochzeitstorte bestellen, schon konkrete Vorstellungen oder musst du oft noch beraten?

Eveline Wild: Hochzeitstorten sind grundsätzlich nicht mein Kerngeschäft. Wenn ich eine backe, dann meistens für jemanden aus dem Familien- oder Freundschaftskreis. Gefragt wird meist nur nach Geschmackswünschen und Farbkonzept. Dann mach ich einfach, was ich will (lacht).

Was war dein bisher außergewöhnlichstes Projekt?

Eveline Wild: Die schrägsten, herausforderndsten Dinge brocken einem immer die Verwandten ein. Vor einigen Jahren hatte mein Schwiegervater die brillante Idee, eine lebensgroße Schokoladenkrippe als Publikumsmagnet für das alljährliche Adventl‘n in St. Kathrein zu bewerben. Seine rudimentären Heimwerker-Vorstellungen einer Schokoladenkrippe kollidierten mit meinem professionellen Zugang. So entstand in mehreren Tages- und Nachtschichten, die aus diversen Medien bekannte lebensgroße Krippe.

Was ist eigentlich dein Spezialgebiet bzw. was stellst du am liebsten her?

Eveline Wild: Ich bin Waage, das mit dem Entscheiden kann ich nicht so gut. Alles, was in einen Glücksmoment, ein Moment der Perfektion, mündet. Das ist unabhängig von der Tätigkeit, egal ob es jetzt Törtchen, Pralinen oder Desserts sind.

Wie verbringst du deine Freizeit am liebsten?

Eveline Wild: Freizeit was? Wie? Wer? – Definiere…

Noch ganz persönlich: Wie schaffst du es bei all diesen süßen Verführungen, so schlank zu bleiben?

Eveline Wild: In meiner Welt gibt es nicht die „eine böse Kalorie“, sondern nur die „eine zu viel“ und wenn ich permanent mehr esse als ich verbrauche, wird sich ein Ungleichgewicht einstellen. Wenn ich mein Wohlfühlgewicht knacke, dann denke ich zwei Mal drüber nach, ob die Praline jetzt sein muss. Das ziehe ich so lange durch, bis sich alles wieder einpendelt.

Mehrere hundert Kilogramm Schokolade verarbeitete Eveline Wild für die „süßeste Weihnachtskrippe der Welt“.

Süd-Ost Journal

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