Ohne Franz Zehethofer „geht“ am Red Bull Ring nichts

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Der Riegersburger Franz Zehethofer ist bis zu 40 Tage im Jahr am Red Bull Ring im Einsatz. Der Riegersburger Franz Zehethofer ist bis zu 40 Tage im Jahr am Red Bull Ring im Einsatz.

Interview: Dorian Krois

Zahlreiche Motorsportveranstaltungen finden jährlich am Red Bull Ring im obersteirischen Spielberg statt. Neben den weltbekannten Formel 1 und MotoGP Rennen, erfreuen sich auch weitere Events, wie DTM und ADAC GT Masters uvm., größter Beliebtheit. Wenn am Red Bull Ring wieder ein Rennen ansteht, dann ist schon hinter den Kulissen mächtig was los. Doch wer behält bei all dieser Technik noch den Überblick? Denn „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, ist am Red Bull Ring viel mehr als nur eine bekannte Redewendung. Dass alles mit „rechten Dingen“ zugeht und die Boliden wirklich so ausgestattet sind wie es erlaubt ist, dafür sorgen der Riegersburger Franz Zehethofer und sein Team. Der 59-jährige ist nämlich der steirische Cheftechniker der „Austrian Motorsport Federation“, eine Organisation des ÖAMTC. Somit verantwortlich für den gesamten Motorsport in der Steiermark und für alle technischen Abnahmen am Red Bull Ring bei allen internationalen Motorsportgroßveranstaltungen.

Du hast heuer deine 32. Motorsportsaison beendet. Was machst du da konkret?

Franz Zehethofer: Das ist ein sehr verantwortungsvoller Job, den ich mache und sehr umfangreich. Bei einem Formel 1 Rennen habe ich zum Beispiel 45 Technische Kommissare im Einsatz. Die müssen genau richtig eingeteilt und gebrieft sein. Alle Kontrollarbeiten müssen zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden.

Wie bist du ursprünglich zum Motorsport gekommen?

Franz Zehethofer: Ursprünglich wie die „Jungfrau zum Kind“. Im Zuge einer Lehrabschlussprüfung, ich war nämlich 25 Jahre als Prüfer tätig, hat mich ein Kollege aus der Prüfungskommission gefragt, ob ich im Motorsport etwas machen möchte. Er hat mir dann erklärt, was die „OSK“ macht, der Vorläufer der „Austrian Motorsport Federation“. Das hat mich gleich interessiert. Ich habe mir einige Rennen angeschaut und gesehen, was die Technischen Kommissare dort alles machen. Kurze Zeit später habe ich schon als Technischer Kommissar / Aspirant angefangen. Mit der Zeit ist es immer weiter bergauf gegangen. Irgendwann ist man dann auf mich aufmerksam geworden und hat mir meine aktuelle Funktion angeboten.

Wann beginnt deine Tätigkeit bei einem Formel 1 Wochenende am Red Bull Ring?

Franz Zehethofer: Das beginnt wenn die Fahrzeuge fertig aufgebaut sind. Die kommen ja teilweise in Einzelteilen. Wenn die Fahrzeuge also fertig in den Boxen stehen, kommen meine Leute und überprüfen, ob die sicherheitsrelevanten Dinge ordnungsgemäß aufgebaut sind und funktionieren. Ich habe Top-Leute im Team, die absolut unbestechlich sind. Wir haben den Ruf, dass wir weltweit eine der besten technischen Abnahmen machen. Da wird nicht nur zwischen den Fahrzeugen spazieren gegangen sondern wirklich genau hingeschaut. Später dürfen nur mehr gewisse Dinge zu gewissen Zeiten an den Fahrzeugen verändert werden, was natürlich abermals kontrolliert wird.

Wird da von den Teams manchmal auch getrickst?

Franz Zehethofer: Dazu will ich nichts sagen! Zu erzählen gäbe es aber schon genug...

Wann ist deine Arbeit und die deines Teams zu Ende? Wenn alle durchs Ziel gefahren sind?

Franz Zehethofer: Nein, die Arbeit ist erledigt, wenn die Protestfrist vorbei ist und alle technischen Nachuntersuchungen nach dem Rennen durchgeführt wurden. Nach der Veranstaltung kommen die Fahrzeuge in einen gesperrten Bereich. Dort werden stichprobenartig Fahrzeuge herausgezogen – die ersten drei immer – und noch einmal gezielt kontrolliert.

Was passiert, wenn ihr da eine Veränderung entdeckt, die nicht ok ist?

Franz Zehethofer: Dann melden wir das an die Rennleitung, die darüber weiter entscheidet. Unsere Aufgabe ist es, alles zu dokumentieren.

Du kennst die namhaftesten Rennstrecken der Welt. Was ist das Besondere des Red Bull Rings?

Franz Zehethofer: Der ganze Aufbau, die Landschaft in die die Rennstrecke eingebettet ist, die Mitarbeiter am Red Bull Ring. Es funktioniert alles zu 100 Prozent. Ich meine damit aber nicht nur die Organisation „hinter den Kulissen“. Auch die Zuschauer sehen es, wenn alles sauber ist und reibungslos abläuft. Da habe ich schon ganz andere Rennstrecken gesehen... Der Red Bull Ring ist da schon ein besonderer Ort.

Wie hast du rückblickend das Corona-Jahr 2020 auf der Rennstrecke erlebt? Was war für dich die größte Veränderung?

Franz Zehethofer: Keine Zuschauer! Der Ausdruck „Geister-Rennen“ war nirgends so zutreffend wie dort. Das war wirklich das einschneidenste und brutalste Erlebnis für mich. Auch für die Fahrer war das schlimm, dass niemand auf der Tribüne war, um sie anzufeuern.

Als Cheftechniker der „AMF“ ist Zehethofer am „Ring“ mit allen Organisationen bestens vernetzt.

Süd-Ost Journal

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