Interview: Dorian Krois
SOJ: Wie hast du persönlich die Corona-Pandemie bisher erlebt?
Christian Ofner: Ich kann mich noch gut an den 10. März 2020 erinnern. An diesem Abend hatte ich eine Magazin Präsentation in Gleisdorf. Hier habe ich zum letzten Mal bewusst Menschen umarmt oder zumindest die Hand geschüttelt. Ab dem nächsten Tag war dann alles anders.
SOJ: Was geht dir am meisten ab?
Christian Ofner: Die Menschen! Ich habe über 10 Jahre mehrmals pro Woche mit vielen Leuten gemeinsame Stunden verbracht. Das fehlt mir sehr.
SOJ: Deine beliebten Backkurse in der eigenen Backschule konnten plötzlich nicht mehr stattfinden. Wie konntest du dich wirtschaftlich durch die Krise retten?
Christian Ofner: Mein großes Glück ist / war, dass ich breit aufgestellt bin mit meinem Unternehmen. Durch den Online Shop, den Verkauf in Gleisdorf und vor allem durch den Wiederverkauf meiner Backzutaten bei mehr als 70 Partnern quer durch Österreich, konnten wir zum Glück Umsatz machen und uns durch die Krise einigermaßen gut manövrieren.
SOJ: Sämtliche Backzutaten gibt es bei dir online in deinem Shop zu kaufen. Was ist derzeit der absolute Top-Seller?
Christian Ofner: Das kann man so gar nicht sagen. Im Prinzip quasi alles. Vom Bio-Mehl bis hin zu Gewürzen, Backutensilien, Bleche, Gärkörbe. Die Menschen haben Zeit und backen wie wild zuhause. Das spüren wir auf jeden Fall.
SOJ: Wann geht es mit deiner Backschule wieder los?
Christian Ofner: Das steht in den Sternen. Wir können leider nichts planen. Und wenn ich ehrlich bin, ich kann mir leider nicht vorstellen, mehrere Stunden in der Backschule mit Maske und Abstand zu verbringen. Das geht bei mir auch sehr schwer, da ich immer sehr nah an den Teilnehmern dran bin, um auch alles genau zu zeigen. Aber ich bin zuversichtlich, dass vielleicht im 3. oder 4. Quartal die Menschen wieder mit mir gemeinsam backen können.
SOJ: Konferenzen und Kurse verlagerten sich überwiegend ins Internet. Ist das auch für dich ein Thema?
Christian Ofner: Ja schon, wobei Videokonferenzen etc. finde ich nicht so toll. Ich habe im ersten Lockdown hin und wieder einen Livestream gemacht, um mit den Leuten gemeinsam zu backen. Das werde ich auch bald mal wieder machen, aber wenn dann gratis, damit möglichst viele mitmachen können.
SOJ: Mit Corona hat das Bäckerhandwerk eine ganz andere Aufmerksamkeit bei den Menschen bekommen. Gerade die Regionalität ist viel mehr gefragt, aber auch die Nachhaltigkeit rückt stärker in den Vordergrund. Wie können Bäcker diese Aspekte geschickt nutzen?
Christian Ofner: Ich denke, dass generell Brot und Backwaren einen besseren Stellenwert bekommen haben. Die Leute achten mittlerweile schon genauer, was sie kaufen und wo was herkommt. Die Chance sollte man nutzen und auch nach aussen tragen.
SOJ: Die Supermarktketten gehören ohne Zweifel zu den „Gewinnern“ der Krise. Wie geht es den Bäckern aus deiner Sicht?
Christian Ofner: Die Bäcker haben es bestimmt nicht so leicht. Einerseits weil Kunden gleich im Supermarkt das Gebäck kaufen. Die heimischen Bäcker können nur mit absoluter Qualität punkten, denn warum sollte man sonst extra zum Bäcker fahren, wenn ich eh im Supermarkt denselben Einheitsbrei bekomme.
SOJ: Nach dem monatelangen „daheim herumsitzen“ nehmen viele die derzeitige Fastenzeit bestimmt zum Anlass, einige Kilos wieder zu verlieren. Hast du dafür als Backprofi auch ein paar kalorienarme Backtipps parat?
Christian Ofner: Ich habe vor wenigen Tagen ein Rezept online gestellt für spezielle Fastenbrezen. Aber ganz ehrlich: Die schmecken so gut, dass man meistens gleich 2 oder 3 Stück davon isst, haha. Aber Bewegung ist wahrscheinlich des Rätsels Lösung.
SOJ: Was ist deine persönliche Perspektive für das heurige Jahr? Sommer-Urlaub schon gebucht?
Christian Ofner: Ich blicke positiv in die Zukunft und versuche, mich von der negativen Stimmung, vor allem im Internet, nicht anstecken zu lassen. Für den Sommer habe ich nur einen Wunsch: Mit meiner lieben Frau ein paar Tage am Meer in Kroatien zu verbringen. Das wäre einfach nur toll!
