Interview: Dorian Krois
Normalerweise wird in Bad Gleichenberg jedes Jahr der ursprüngliche Weihnachtsgedanke mit einem stimmigen Weihnachtsdorf gelebt und der Kurpark in eine einzigartige Atmosphäre getaucht. Der „Advent wia’s früher wor“ erfreute sich in den letzten Jahren immer einer überaus großen und steigenden Beliebtheit. Den Mittelpunkt des Weihnachtsdorfs bildete immer die überlebensgroße, handgeschnitzte Holzkrippe. Im heurigen „Corona-Jahr“ wird leider der Bad Gleichenberger „Advent wia’s früher wor“ in der gewohnten Form nicht stattfinden. Die äußerst sehenswerte Krippe kann aber trotzdem besichtigt werden. Die Figuren sind bis zum 6. Jänner 2021 am Hauptplatz aufgestellt. Das Süd-Ost Journal sprach mit Thomas Rauch, der die wunderschöne Krippe erschaffen hat.
SOJ: Du bist Künstler und Gastronom. Wie geht es dir im „Corona-Jahr“?
Thomas Rauch: Als Künstler kann ich meine Arbeiten trotzdem immer machen. Mit den Aufträgen sieht es heuer aber nicht immer so spaßig aus. Das Restaurant „Lounge 81“ betreibe ich gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin. Sie kocht, ich mache den Service. Da tun wir uns schon leichter. Wir haben keine zusätzlichen Mitarbeiter mit all der Verantwortung, die das mit sich bringt.
SOJ: Ihr wechselt in eurer „Lounge 81“ täglich die Speisekarte. Wie funktioniert das?
Thomas Rauch: Wir haben keine Speisekarten in dem Sinn, sondern eine Kreidetafel. Wenn etwas aus ist, wird es einfach gestrichen. Wir richten uns bei den Menüs nach dem Angebot unserer regionalen Lieferanten. Am beliebtesten ist unser Überraschungsmenü.
SOJ: Wie bist du eigentlich zur Holzbildhauerei gekommen?
Thomas Rauch: Mein Vater hat früher Kirchen restauriert und die Figuren zuhause hergerichtet. Das waren teils echt riesige Figuren und die sind dann immer wieder über Wochen bei uns gestanden. Das hat mich schon fasziniert – dass man so etwas überhaupt aus Holz machen kann. 1995 habe ich dann die Fachschule für Holzbildhauerei in Elbigenalp (Tirol) besucht. Anschließend ging es dann nach Südtirol, um in der Technik noch besser zu werden.
SOJ: Wer sind deine Kunden – welche Arbeiten machst du?
Thomas Rauch: Ich mache mittlerweile sehr viele Portraits. Meine Kunden sind sowohl Privatpersonen als auch Firmen.
SOJ: Arbeitest du 1:1 nach Auftrag oder bringst du immer auch deinen persönlichen künstlerischen Touch mit ein?
Thomas Rauch: Kommt immer darauf an. Viele Auftraggeber haben eine klare Vorstellung wie etwas aussehen soll. Oft habe ich aber auch ziemlich freie Hand. Je nach Wunsch.
SOJ: Verwendest du immer das gleiche Material?
Thomas Rauch: Nein, ich bin da nicht eingeschränkt. Für den Außenbereich verwende ich oft Eiche, für den Innenbereich Linde oder ein Edelholz. Aber auch Gussformen aus Bronze, Ton und Beton sind möglich. Ist natürlich alles auch eine Preisfrage.
SOJ: Wollen wir über Preise reden?
Thomas Rauch: Nicht so gerne! (lacht)
SOJ: Die bekannte Bad Gleichenberger Adventkrippe stammt aus deinen Händen. Wie viele Figuren sind es mittlerweile?
Thomas Rauch: 26 sind es jetzt aktuell. Heuer ist ein Schaf dazugekommen. Diese Zusammenarbeit hat damals Gitti Schaden vom Tourismusverband Bad Gleichenberg im Jahr 2010 ins Rollen gebracht. Sie fragte mich, ob wir gemeinsam etwas Außergewöhnliches für Bad Gleichenberg machen könnten. Die ersten Figuren waren dann die heilige Familie – also Josef, Maria und Kind. Viele Figuren wurden auch von Privatpersonen und Vereinen gesponsert.
SOJ: Wie lange arbeitest du an einer Figur?
Thomas Rauch: Das ist natürlich ganz unterschiedlich. Mit der größten Figur der Krippe, dem Engel Gabriel, war ich insgesamt zwei Monate beschäftigt.
SOJ: Wie verbringst du deine freie Zeit am liebsten – hast du noch andere Hobbies?
Thomas Rauch: Mein Hobby ist Lagerfeuer machen und ins Land hineinschauen. Dazu eine Zigarre und ein gutes Glas Wein – perfekt!
