Louis Knie – Ein Leben für den Zirkus

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Louis Knie jun. ist ein Circusmann mit Leib und Seele. Als Sohn von Louis Knie und Germaine Knie-Theron, vertritt er die 7. Generation dieser traditionsreichen Circusfamilie.  Louis Knie jun. ist ein Circusmann mit Leib und Seele. Als Sohn von Louis Knie und Germaine Knie-Theron, vertritt er die 7. Generation dieser traditionsreichen Circusfamilie.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Sie entstammen einer berühmten Zirkus-Dynastie. Wurden Sie in das Zirkusleben wirklich hineingeboren oder wollten Sie früher etwas anderes machen?
Louis Knie: Ich bin und bleib ein Circuskind! Und seit der Kindheit mit dem Circus – der  Manege verwurzelt! Wenn man in einem so namhaften Circus von Weltruf wie dem Circus Knie aufwächst, sind die Schritte ins weitere Leben vorgegeben! Schon mit vier Jahren arbeitete ich mit meinen Eltern in der Manege, meine Spielgefährten waren die Tiere. Ponys, Pferde und Elefanten!  Da war kein Platz für Gedanken, jemals etwas anderes zu machen. Mein Lebenselixier bis heute ist der Circus mit all seinen Facetten, eine eigene Welt, in der man sich nur als „ echtes Circuskind“ zurechtfindet! Nie möchte ich nur einen einzigen Moment missen, ich durfte dies ausleben, von dem manche Kinder und Erwachsene ihr Leben lang träumen… Circus erleben zu dürfen, in seiner gesamten Vielfalt, seinem Glamour  – seinem Zauber und einen Teil davon zu verkörpern, kann durch nichts ersetzt werden!
SOJ: Hat der Zirkus im Laufe der letzten Jahrzehnte Veränderungen durchgemacht?
Louis Knie: Ja, jedes Zeitalter bringt Neuerungen mit sich. Die Hochtechnisierung war gerade dem Circus nicht dienlich. Aber trotz allem, Circus bleibt ein Teil unseres Lebens. Durch die Technisierung gab es zwar einige Erleichterungen im Tagesablauf der Circusarbeit, aber auch große Konkurrenz durch Computer, Handys usw. Circus mit Tieren, so wie man ihn von früher her kennt, gibt es ja in Österreich nicht mehr.
Seit 2005 dürfen ja weder Wildtiere noch Exoten mit einem Circus reisen, vorgeführt werden, oder in einer Tierschau gezeigt werden. Nur mehr Haustiere sind in der Manege erlaubt, wie Hunde, Pferde, Ponys, Esel usw. Aber auch Licht und Ton, sprich die Choreographie des Programmablaufes in der Manege, wurde dadurch maßgeblich erhöht und dem Zeitalter angepasst. Aber strahlende Kinderaugen und staunende Gesichter, stellen es für uns Circusleute jeden Tag in jeder Vorstellung erneut unter Beweis: Der Circus lebt!
SOJ: Es gab früher wesentlich mehr Zirkusse. Warum sind Sie erfolgreich?
Louis Knie: Wie in jeder Branche halten sich nur die Besten, das gilt natürlich auch für den Circus! Da steckt viel Idealismus und  hohes Risiko und circensischer Weitblick dahinter!
SOJ: Sie vereinen zahlreiche Nationen bei Ihren Artisten. Wie funktioniert das gemeinsame Leben hinter den Kulissen?
Louis Knie: Einfacher als gedacht, die Manegenkunst vereint ganz unkompliziert  die internationale Circuswelt! Sehr oft ist für Außenstehende durch das Sprachengewirr schwer zu erahnen, dass es in der Circusstadt, die ja eine eigene Stadt für sich darstellt, einen reibungslosen Tagesablauf geben kann. Und es zeigt eines ganz klar und eindeutig, dass viele Nationen unter einem Dach, sprich unter dem Sternenzelt leben können und ausgezeichnet miteinander harmonieren, zusammenarbeiten und somit Circusse am Leben erhalten, indem sie alle an „einem Seil“ ziehen, zusammen durch Dick und Dünn gehen und dadurch so manche ausweglose Situation meistern! „Manege  frei“ für das „ Miteinander“!
SOJ: Gibt es Grenzen, die auch ein Clown bei Ihnen nicht überschreiten darf?
Louis Knie: Diese Frage stellt sich nicht, wir verpflichten ja nur Weltklasseleute!
SOJ: Was macht einen guten Zirkus aus?
Louis Knie: Der Mix aus hochkarätiger Artistik – Akrobatik – Clownerie und Tieren, edle Pferde, für die der Name „Knie“ ja bürgt und Weltruf erlangte! Man muss ständig die Gunst des Publikums  erlangen.
SOJ: Ist der Nachwuchs bei den Artisten gesichert?
Louis Knie: Ganz sicher, es gibt jährlich  unzählige internationale  Nachwuchs – Circusfestivals, die ein Garant dafür sind, dass die Zukunft der Manegenkünstler gesichert ist.
SOJ: Bei Ihren Vorstellungen treten ja auch Tiere auf. Wie wird dabei auf artgerechte Haltung Wert gelegt?
Louis Knie: Ja, unsere edlen Pferde, die bestens gehalten werden. Mit genügend Freilauf, Bewegung und ständiger tierärztlicher Betreuung. Sie werden außerdem von  Fachpersonal betreut und gefüttert. Die Tiere sind unser Kapital und Teil unserer großen Circusfamilie!
SOJ: Die Corona-Krise trifft auch Sie hart. Wie steht man das finanziell als Zirkus durch?
Louis Knie: Es ist leider ein sehr, sehr schwieriges Jahr. Gott sei Dank gab es beim ersten durch Corona erzwungenen Stopp aus der Steirischen Bevölkerung großartige Unterstützung. Aber gerade jetzt trifft uns der zweite Lockdown wieder enorm, keine Einnahmen – nur die täglichen hohen Ausgaben, und man sieht in eine ungewisse Zukunft, wann, vor allem wie kann weiter gespielt werden. Eine rosige Zukunft sieht anders aus! Der Beginn des Linzer Weihnachtscircus war ja für den 3. Dezember geplant, der sich jetzt nach hinten verschiebt. Der tatsächliche Beginn steht in den...Weihnachtssternen!
SOJ: Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?
Louis Knie: Im Circus mit meinen Pferden!

Zirkus-Chef Louis Knie jun. mit einem seiner geliebten Pferde.

Süd-Ost Journal

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