Der Weizer WKO-Regionalstellen-Obmann Vinzenz Harrer kämpft für Fachkräfte, Infrastruktur und Unternehmer-Zukunft

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WKO-Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer im Gespräch mit Süd-Ost Journal Chefredakteur Hannes Krois.

SOJ: Sehr geehrter Herr WKO-Obmann Vinzenz Harrer! Als
Unternehmer und Funktionär sind Sie eng mit der Wirtschaft im Bezirk Weiz verwurzelt. Wie präsentiert sich die Wirtschaft in den Städten und Ortszentren?  

Vinzenz Harrer: Die Städte und Ortskerne im Bezirk Weiz unterscheiden sich auf Grund der Topographie des Bezirkes und  müssen sich den regionalen Gegebenheiten stellen. In den Städten Weiz und Gleisdorf wurde in den letzten Jahren sehr viel investiert. Vor allem die Bezirkshauptstadt hat in den vergangenen zehn Jahren große Schritte nach vorne gemacht. Die Zentren im Süden entwi­ckeln sich auf Grund der starken wirtschaftlichen Entwicklung und des damit verbund-enen Zuzuges sehr gut. Periphere Zentren wie z.B. Birkfeld, Ratten und zum Teil auch Passail, kämpfen mit Abwanderung und einem hohen Maß an Pendlern. In diesen Orten und deren Umgebung ist die Stärkung und Schaffung von Arbeitsplätzen von größter Bedeutung. Die Gemeinden sind hier gefordert, be­steh­ende Standorte abzusichern und Investitionsanreize für Unternehmen zu setzen. Hier ist vor allem der Ausbau der Infrastruktur und die Aufschließung mit schnellem Internet entscheidend. Gemeinden müssen Gewerbe und Handelsstandorte mit Bedacht entwickeln.

SOJ: Der Bezirk Weiz ist auch traditionell touristisch und industriell geprägt. Ist die Wirtschaft insgesamt für die Zukunft positiv eingestimmt? 

Vinzenz Harrer: Im Bezirk Weiz herrscht ein sehr ausgewogener Mix zwischen traditionellen und innovativen Handwerk, Handel, Tourismus und Industrie. Darüber hinaus exis­tiert auch eine funktionierende Landwirtschaft, die eine hohe Lebensqualität in den Regionen und eine naturnahe Versorgung der Bevölkerung in Zusammenarbeit mit dem regionalen Handel bestärkt. Die wirtschaftlichen Perspektiven für eine positive Entwicklung sind auf jedem Fall gegeben, was ich auch in den Investitionen der Betriebe und der Stimmung im Bezirk widerspiegelt. Wir haben eine sehr große Zahl an gut funktionierenden Schulstandorten und über 1850 Beschäftigungsbetriebe, in denen junge und tatkräftige Fachkräfte heranwachsen. Die Dynamik und die Innovationskraft der Unternehmen garantiert unserer Jugend ein stabiles Fundament für eine zukunftsweisende Kariere im Beruf.

SOJ: Gibt es ausreichend Arbeitskräfte oder leidet die Region auch an einem Fachkräftemangel?

Vinzenz Harrer: Der Bezirk Weiz verzeichnet seid vielen Jahren eine der geringsten Arbeitslosigkeiten in ganz Österreich. Dieses hohe Maß an Beschäftigung bringt natürlich auch seine besonderen Herausforderungen mit sich, die sich in einigen Berufsgruppen verstärkt auswirken.  Besonders im Tourismus und in der Gastronomie fehlt es an den notwendigen personellen Ressourcen. Die Unternehmen investieren verstärkt in die Ausbildung von Mitarbeitern in allen Altersgruppen und brauchen dazu auch die notwendige Unterstützung. Die Ausbildungsangebote reichen von der klassischen Lehre, Lehre mit Matura, bis hin zu integrativen Arbeitsplätzen und Stiftungsmodellen für die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen. Neben dem AMS gibt es im Bezirk auch einige Institutionen und Beschäftigungsprojekte um den Herausforderungen Herr zu werden. Darüber hinaus sind die Unternehmen, sofern das die Aufgaben zulassen, gezwungen Investitionen zur Rationalisierung der Abläufe und Prozesse zu tätigen. Gerade im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung braucht es künftig mehr an Fördermaßnahmen um den Betrieben die notwendigen Maßnahmen zu ermöglichen. Auch eine qualifizierte Zuwanderung ist voranzutreiben um die Standorte in den Regionen weiter abzusichern und auszubauen.  

SOJ: Die moderne Wirtschaft benötigt Breitbandoffensive,
Internet und Vernetzung. Gibt es diesbezüglich im Bezirk Weiz
einen Nachholbedarf?

Vinzenz Harrer: Im Bezirk Weiz hat man die Herausforderungen schon sehr früh erkannt und auf Ini­tiative der Wirtschaftskammer und des Wirtschaftbundes, ein flächendeckendes Ausbauprojekt für die Glasfaser-Infrastruktur gestartet. Im Zuge des Projektes haben sich alle Gemeinden im Bezirk zu einer Gesellschaft vereinigt und die G 31 GmbH (Glasfaser für die 31 Gemeinden des Bezirkes)  gegründet. Am Erfolg dieser Gesellschaft haben alle Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, der Bezirkshauptmann und vor allem die Vertreter der beiden Städte mitgewirkt. Es wird bereits fleißig gebaut um das flächendeckende Netz in den nächsten 8 bis 10 Jahren zu realisieren. In Summe werden hier über 100 Millionen Euro für die Zukunft unseres Bezirkes investiert. Das Projekt G 31 ist ein Vorzeigemodell, an dem sich viele Regionen in ganz Österreich orientieren können.

SOJ: Wie steht es um die Zukunft der Jugend. Gibt es ausreichend Lehr- und Ausbildungsstätten?

Vinzenz Harrer: Wir verfügen zum Glück über eine sehr große Zahl an hochwertigen Ausbildungsplätzen in unseren Betrieben und es gibt eine ausgeprägte Zusammenarbeit mit den Schulstandorten. Bereits in der Grundschule werden Berufsbilder und Karriere-Chancen in den Unternehmen aus der Umgebung vermittelt. Sehr viele Betriebe und Vereinigungen von Unternehmen setzen besondere Maßnahmen. Es gibt eine regionale Berufsorientierungsmesse, die auf Grund einer Initiative der Wirtschaftskammer, der Sozialpartner und der Stadt Weiz, den Schulen und der Betriebe im Bezirk jährlich stattfindet. Darüber hinaus wird in den Regionen z.B. in Passail, Birkfeld und Gleisdorf die Lehre mit abschließender Berufsreife (Matura) angeboten.

SOJ: Die Unternehmer sind immer stärker mit Administration und Auflagen der zahlreichen Behörden verstrickt. Wie sehr nimmt die Wirtschaftskammer die vielen bürokratischen Hürden und finanziellen Be­lastungen der Unternehmer wahr?

Vinzenz Harrer: Bis zu einem gewissen Maß dienen Auflagen und Regeln der Qualität und der Sicherheit. Vernünftige Normen und Standards sind auch der Garant für die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und das Fundament für einen angemessenen Arbeitnehmerschutz. Hier gilt es das richtige Maß zu finden. Behörden, Institutionen und Anwaltschaften sind zum Teil einer überschwänglichen Euphorie verfallen und behindern unsere Unternehmen und deren Mitarbeiter bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Auflagen und Vorschriften müssen hinterfragt, evaluiert und teilweise auch wieder außer Kraft gesetzt werden. Es darf keine Zusatzaufgaben geben, die keinen Nutzen für die handelten Personen, unsere Umwelt und dem Allgemeinwohl der Gesellschaft bringen. Hier braucht es mehr Augenmaß um die Unternehmen von überschwänglicher Bürokratie zu schützen.

SOJ: Was wollen Sie als Unter­nehmer und Funktionär speziell
den Jungunternehmern mit auf den Weg geben?

Vinzenz Harrer: Selbstständig zu sein ist immer noch einer der größten Erfolge, die man  erreichen kann. Man kann Idee und Visionen leben und zum wirtschaftlichen Erfolg führen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Grenzen verschwinden, in Bruchteilen von Sekunden Menschen auf der ganzen Welt kontaktiert werden können und ein enormes Wissen für die Realisierung der eigenen Träume zur Verfügung steht, ist es unglaublich Unternehmer od. Unternehmerin zu sein. Es sind die selbstständigen Unternehmer und Unternehmerinnen, die die gegenwärtige und zukünftige Welt prägen. „Selbstverständlich Selbständig” heißt das Motto der neuen Zeit. 

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"