Oliver Haas brachte mit „Marlene“ den ersten österreichischen Action-Film ins Kino

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Filmproduzent Oliver Haas (links) mit Regisseur Stefan Müller und Schauspielerin Eva Maria Marold. Die Dreharbeiten fanden vorwiegend in der Südoststeiermark statt. Filmproduzent Oliver Haas (links) mit Regisseur Stefan Müller und Schauspielerin Eva Maria Marold. Die Dreharbeiten fanden vorwiegend in der Südoststeiermark statt.

Interview: Dorian Krois

SOJ: Hast du mit so einem großen Erfolg, den der Film hat, gerechnet?
Oliver Haas: Nein, das kann man sich nicht erwarten.  Am 24. Jänner war die österreichische Kino-Premiere, wir stehen also noch am Beginn. Die Zahlen sind seither ganz gut. Am 24. April wird „Marlene“ in Deutschland in die Kinos kommen. Da erwarten wir uns natürlich ein noch größeres Publikum.
SOJ: Wie ist es zu diesem Film-Projekt gekommen?
Oliver Haas: Unser Regisseur Stefan Müller hatte bereits, als ich ihn im Jahr 2007 kennenlernte, einen Kurzfilm namens „Marlene“ gedreht, doch der ist nie fertig geworden. Ein paar Jahre später war dann die Idee da, einen Actionfilm zu machen. Vorausgesetzt natürlich, dass wir das nötige Budget dafür aufbringen können.
SOJ: Österreichische Filme müssen ja im internationalen Vergleich meistens mit einem Mini-Budget auskommen. War es bei „Marlene“ leicht, das Geld aufzutreiben?
Oliver Haas: Wir machen Independent-Filme. Die Förderstellen nehmen einen nicht wirklich ernst, wenn man mit einer Mappe kommt und sagt „wir wollen den ersten österreichischen Action-Film machen“. Besonders dann, wenn man noch keine große Nummer ist. Also mussten wir zu drehen beginnen. Mit mehreren Szenen im Kasten, die wir bearbeitet und zu einem Trailer geschnitten haben, sind wir dann wieder hingegangen und konnten die Leute von unserem Können überzeugen. So haben wir wieder Geld bekommen. Deshalb hat sich die Produktion über vier Jahre hingezogen. Also nein, es war nicht so leicht. Man muss sich den Namen in der Branche definitiv erkämpfen. Die reinen Produktionskosten haben ca. 120.000 Euro ausgemacht, dazu kommen noch die Kosten für Marketing usw.
SOJ: Wo fanden die Dreharbeiten statt?
Oliver Haas: Hauptdrehort war Schloss Kornberg. Das ist im Film der Sitz des Verbrechersyndikates mit dem Unterweltboss, der von August Schmölzer gespielt wird. Ich möchte mich da wirklich beim Schlossherrn Andreas Bardeau bedanken, der uns wirklich sehr unterstützt hat. Viel wurde auch in Feldbach gedreht, aber auch in Graz und in Hatzendorf. Sowie in Bad Gleichenberg am schönen neuen Hauptplatz mit dem Springbrunnen im Mittelpunkt.
SOJ: Wie viele Personen haben insgesamt mitgewirkt?
Oliver Haas: Das Kernteam bestand aus 15 Leuten. Bei zwei großen Drehs haben wir zudem über 150 Komparsen gehabt. Das war schon recht aufwendig.
SOJ: Ein großes Thema bei einem Action-Film ist ja die Sicherheit. Welche Vorkehrungen habt ihr da getroffen?
Oliver Haas: Unsere beiden Stunt-Choreographen haben wochenlang für die Kampfszenen trainiert. Es gibt einen Schwertkampf im Film, dabei sind natürlich nur ganz stumpfe Übungswaffen zum Einsatz gekommen. Also gute Vorbereitung war für den Dreh sehr wichtig. Trotzdem waren Rettung und Arzt vor Ort, nur für den Fall. Beim Interieur auf Schloss Kornberg mussten wir natürlich auch äußerst vorsichtig sein. Zusätzlich haben wir natürlich eine Versicherung abgeschlossen.  
SOJ: Der Film hat ja bereits mehrere Preise gewonnen. Welcher war der wichtigste?
Oliver Haas: Meistens ist immer der erste Preis am schönsten. „Marlene“ hat zuerst beim „Independent StarfilmFest“ in München den Silver Award in der Spielfilm-Kategorie gewonnen. Weitere Preise gab es bei einem Film-Festival im US-amerikanischen San Diego (Kalifornien), sowie in Karlsruhe und in Rom.
SOJ: Ohne einen Produzenten würde ein Film ja gar nicht erst entstehen. Was sind deine konkreten Aufgaben?
Oliver Haas: Der Stefan Müller und ich sind ja schon ein eingeschweißtes Duo. „Marlene“ ist nach „Biest“ aus dem Jahr 2014 mit Peter Simonischek ja bereits unsere zweite Produktion. Der Regisseur inszeniert den Film, ich kümmere mich um alles andere. Also ich gebe ihm den Pinsel, die Leinwand und die Farben, damit er malen darf.  
SOJ: Ist ein Regisseur eigentlich nur der „Handlanger“ des Produzenten?
Oliver Haas: Das ist oft so, aber nicht bei uns. Ich habe Stefan seine Freiheiten gelassen und habe versucht die Wünsche, wie zum Beispiel nach gewissen Drehorten, zu erfüllen. Wir arbeiten da wirklich eng zusammen. Bei ganz großen Produktionen werden Regisseure oft gekauft und müssen nach einem vorgegebenen Konzept arbeiten. Ein Martin Scorsese oder ein Steven Spielberg nimmt sich da jedoch alle Freiheiten für den Dreh heraus, da wird natürlich gar nicht erst diskutiert.
SOJ: Hast du neben den Filmen noch weitere Hobbys oder Leidenschaften?
Oliver Haas: Ich habe das Glück, meine größte Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben. Ich mag anspruchsvolle Brettspiele sehr gerne. Ich bin da in einer Brettspielrunde und wir treffen uns alle paar Wochen. Da wird dann oft 12 Stunden durchgespielt. Ich kann dabei echt abschalten. Sonst schaue ich natürlich gerne Filme oder Serien. Vom Sport bin ich leider weggekommen. Ich habe lange Eishockey und auch leidenschaftlich Golf gespielt.

Erster Preis für „Marlene“ in München.
Österreich-Premiere im Jänner in Gleisdorf.

Süd-Ost Journal

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