LR Johann Seitinger ist ein Profi und alles andere als ein „Dampfplauderer“

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LR Johann Seitinger ist ein Profi bei den Themen in seiner Resort-Vielfalt. Sein Humor und das Verständnis für die Anliegen der Bürger sind die Pfeiler seiner Schaffenskraft. Der gebürtige Obersteirer steht voll hinter Bioenergie, Klimaschutz, regionalen Lebensmitteln und vieles mehr... LR Johann Seitinger ist ein Profi bei den Themen in seiner Resort-Vielfalt. Sein Humor und das Verständnis für die Anliegen der Bürger sind die Pfeiler seiner Schaffenskraft. Der gebürtige Obersteirer steht voll hinter Bioenergie, Klimaschutz, regionalen Lebensmitteln und vieles mehr...

LR Johann Seitinger ist ein Profi und alles andere als ein „Dampfplauderer“

Landesrat Johann Seitinger im Gespräch mit SOJ- Chefredakteur Hannes Krois.

SOJ: Sehr geehrter Herr Landesrat, das Arbeits- und Berufsbild „Bauer“ ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Mit der heimischen Landwirtschaft verbinden die Konsumenten ein hohes Maß an ehrlicher Qualität. Dennoch muss ein verstärktes Bewusstsein für regionale Lebensmittel, speziell im Handel geschaffen werden. Wie gehen Sie mit dieser Thematik um?

LR Ök.-Rat Johann Seitinger: Ja, unsere Bauern sind die Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Sie sind aber auch Hoffnungsträger und im Grunde wahre Multitalente, die neben der Produktion von hochqualitativen Lebensmitteln noch die Kulturlandschaft pflegen und vielfach auch Lieferanten von erneuerbarer Energie sind. Ich bezeichne die Steiermark sehr gerne als „kulinarische Schatzkammer“ Österreichs, die tagtäglich von unseren fleißigen und hart arbeitenden Bauernfamilien in höchster Qualität gefüllt wird. Und das muss den Konsumenten auch etwas wert sein. Aber, dieses regionale Lebensmittelangebot muss auch im Handel prominent in den Regalen und Vitrinen platziert werden. Die steirische Bauernschaft ist bereit dazu! Ein zweiter wichtiger Schritt ist, dass die Bäuerinnen und Bauern aus ihren Produkten starke Marken machen und den Weg der Direktvermarktung verstärkt gehen.

SOJ: Ein großes Problem ist die unklare Lebensmittelkennzeichnung. Gibt es hier Lösungsansätze?

LR Ök.-Rat Johann Seitinger: Das ist wahrlich ein großes Thema! Denn nur allzu oft werden die Konsumenten durch irreführende Bildmarken und schöne Prospekte getäuscht. Daher sage ich, dass wir in puncto Lebensmittelkennzeichnung klarer und deutlicher werden müssen, um die Konsumenten aus diesem Etiketten-Dschungel herauszuführen. Um Vertrauen gewinnen zu können, darf es nicht den geringsten Zweifel geben. Das gilt im Übrigen auch für verarbeitete Produkte. Was draufsteht, muss drin sein.

SOJ: Nicht nur die Wirtschaftstreibenden, sondern auch die Bauern wünschen sich weniger Bürokratie. Wie kann man die Land- und Forstwirtschaft unbürokratischer machen?

LR Ök.-Rat Johann Seitinger: Das ist dringend erforderlich. Damit laufen Sie bei mir offene Türen ein. Seit Jahren fordere ich einen Bürokratie-Aderlass für die Land- und Forstwirtschaft. Es ist doch eine verdrehte Welt, wenn der Bauer plötzlich mehr Zeit für Papierkram und Formulare aufwenden muss, anstatt sich um seine Tiere oder Felder zu kümmern. Es gibt viele gesetzliche Grundlagen, die einen ordentlichen Schuss Hausverstand vertragen würden. An dieser Stelle sei gesagt, dass ein wesentlicher Teil der Verhandlungen für die neue gemeinsame Agrarpolitik der Bürokratieabbau ist. Selbstverständlich werden wir uns hier stark einbringen, um praktikable Lösungen für unsere Bauernfamilien zu finden.

SOJ: Was sind Ihre Zugänge zum Schutz vor unfairen Handelsabkommen?

LR Ök.-Rat Johann Seitinger: Ich pflege es, die Dinge beim Namen zu nennen. Handelsabkommen wie Mercosur dürfen in dieser Form nicht abgeschlossen werden, weil diese unfairen Handelspraktiken tausende bäuerliche Existenzen in unserem Land zerstören würden. Und das noch unter dem Irrsinn von Regenwäldern, die für den Sojaanbau niedergebrannt werden. Dagegen haben die ehemalige Bundesministerin Elisabeth Köstinger sowie der gesamte Bauernbund massiv gekämpft. Wir setzen klar auf heimische Lebensmittel, die unter höchsten Standards produziert werden. Doch was können wir in der Steiermark tun? Um unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten zu können, braucht es vor allem ein „Fairnessabkommen“ mit dem Lebensmittelhandel, damit regionale Produkte auch prominent in den Regalen und Vitrinen platziert werden. Zum anderen müssen wir verstärkt in die Bewusstseinsbildung, ja beinahe schon Aufklärung, für die Konsumentenschaft investieren.

SOJ: Bioenergie steht für Klimaschutz. Was sind Ihre Grundsätze und Maßnahmen im Sinne von Energie und Klimaschutz?

LR Ök.-Rat Johann Seitinger: Der Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Steiermark ist mit mehr als 60 Prozent Waldfläche Nummer 1 in Österreich. Daher ist es naheliegend, dass der Wertstoff Holz in all seinen Facetten genutzt wird. Bereits heute sichert die Holzwirtschaft mehr als 55.000 Arbeitsplätze im Land. Eine tragende Säule der steirischen Klimaschutzstrategie ist zweifelsohne die Bioenergie. Im Sinne des Klimaschutzes haben wir auch das Baugesetz derart angepasst, dass im Neubau keine Ölkessel mehr zugelassen sind. Die gesamte Breite der biogenen Möglichkeiten ist mittlerweile so ausgereift, dass beginnend von Biogasanlagen, Wärme und Strom aus Holz, bis hin zu Biotreibstoffen der vierten Generation, alles möglich ist. Ich weiß aber, dass wir diesbezüglich noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Daher braucht es in Zukunft umfassende Forschungs- und Entwicklungsleistungen.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"