Interview mit Dr. Dolf Dominik

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Auf eine Nachmittags-Melange mit Dr. Dolf Dominik, Psychiater, Neurologe, Ökomediziner (der Arzt behandelt, die Natur heilt) und Leiter des Gesundheitsgutes „Die Klause“ in Bad Gleichenberg

Hannes Krois: Guten Tag…, was hast du heute gemacht?

Dr. Dominik: Ich bin um 6 Uhr aufgestanden, habe eine Tasse Tee getrunken, ein Brot mit gesalzener Butter gegessen, Informationen ein-geholt, ob die Therapiegäste in unserem Gesundheitsgut „Die Klause“ etwas medizinisch benötigen, ge-schaut, ob die Tiere gut versorgt sind und bin dann nach Feldbach in die Ordination in unserem Gesundheitszentrum gefahren, wo ich bis jetzt PatientInnen versorgt habe.

Hannes Krois: Du bist nun als Wahlarzt für Psychiatrie und Neurologie tätig. Wie können deine Kunden wissen, mit welchen Beschwerden sie bei dir richtig sind?

Dr. Dominik: Da ich seit über 30 Jahren als Kassenarzt für beide Fachgebiete tätig war, weiß ein großer Kundenstock (Anmerkung der Redaktion, Dr. Dominik hatte in sei­ner Kassentätigkeit weit über 60.000 Patienten-Kontakte), bei welchen Beschwerden sie Kontakt mit mir aufnehmen können. Zumeist sind es körperliche Symptome wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Schwindel-zustände, Bewusstlosigkeitsabklärungen, Schlafstörungen, Depressionen, chronische Schmerzen und zunehmende Vergesslichkeit bei Alzheimerverdacht oder auch Parkinsonerkrankungen. Oft werde ich beim sogenannten Burnout kontaktiert, um andere Begleiterkrankungen auszuschließen. Darüber hinaus wissen ohnehin meine zuweisenden Haus- und Fachärzte, was ich seit Jahren anbiete.

Hannes Krois: Nehmen Burnout- Fälle zu und welche Begleit- erkrankungen sind zu beachten?

Dr. Dominik: Durch die aktuellen Sorgen und Befürchtungen im Zu­sammenhang mit den kriegerischen Entwicklungen und der Teuerungs­welle mit unsicheren wirtschaftlichen Prognosen ist eigentlich die gesamte Bevölkerung erschöpft. Dies äußert sich in einer Zunahme verschiedenster stressbedingter Reaktionen des Körpers, wobei vielen Menschen die Zusammenhänge körperlicher Be­schwerden auf Grund latenter Bedrohungsszenarien oft nicht bekannt ist. Bei länger anhaltenden Beschwerden mit zusätzlichen Schlafstörungen sollte nach medizinischen Leitlinien eine sorgfältige organische Abklärung durchgeführt werden, um beispiels­weise Erkrankungen aus anderen medizinischen Fachbereichen aus­zuschließen und auch aus neuro­psychiatrischer Sicht zu klären, ob hinter einer Burnout-Symptomatik nicht doch eine Depression, Angst- oder Persönlichkeitsstörung steht. Über 20% aller Erkrankten, die einen Hausarzt, Facharzt oder auch eine stationäre Behandlung zum Beispiel auf einer internen Station im LKH benötigen, haben psychosomatische oder auch somato­psychische (begleitende seelische Störungen auf Grund chronischer körperlicher Schmerzen oder Stoffwechselstörungen) Erkrankungen, die fachlich korrekt behandelt werden müssen.

Daher wird es immer wichtiger, aus­reichend Zeit in Begegnung mit dem Patienten zu investieren, um die Zusammenhänge zwischen hoher seeli­scher Anspannung mit zu hoher Stresshormonausschüttung und körperlichen Begleiterkrankungen abzu-klären. Unbehandelte latente Störungen der Stresshormonachse führen zu Veränderungen im Gehirn, zu nicht ausreichend behandelten Hochdruckerkrankungen, Verdauungsbeschwerden und auch chronischen Schmerzen und Schlafstörungen, die zu hoher ­Einnahme von Schmerz- oder Schlaftabletten und zusätzlichem übermäßigen Alkoholgebrauch führen. Es wird daher immer wichtiger, diese stressbedingten Erkrankungen zu­ ­stoppen, um auch den Schlaganfall, Herzinfarkt oder auch Demenz abzufangen.

Hannes Krois: Du kämpfst mit Hilfe der Stadtgemeinde und dem Bürgermeister Ing. Ober sehr um eine Nachbesetzung deiner Neurologen-Kassenstelle. Welche Ergebnisse sind zu erwarten?

Dr. Dominik: Soweit ich informiert wurde, sollte im März die Kassenstelle neu ausgeschrieben und wahrscheinlich bis Sommer besetzt werden. Ich hoffe sehr, dass dies umgesetzt wird, da ein enormer Bedarf an neurologischer Versorgung besteht. Es gibt zwar eine kompetente neurologische Station im LKH FB auf höchstem Standard in der Schlaganfallversorgung, aber es gibt zu wenige Kassenstellen, die das Gros der Kopfschmerzen, Epilepsie, Parkinson und Demenzabklärung abdecken können.

Hannes Krois: Was könnte die Bevölkerung dazu beitragen?

Dr. Dominik: Vor vielen Jahren stellte bereits die Weltgesundheitsorganisation fest, dass es ein Defizit im Informationsstand der Bevölkerung im Hinblick auf gesundheitsför­dernde Maßnahmen gibt. Darüber hinaus wurde das Fehlen einer schnellen Abklärung und das mangelhafte gesunde ökologische Umfeld der Menschen kritisiert. Wir alle müssten mündiger gegenüber festgefahrenen Institutionen auftreten. Allein in meinen angrenzenden Fachbereichen erlebe ich wöchentlich Krisensituationen mit jungen Menschen, die ein Jahr auf eine ­jugend­psychiatrische Abklärung war­ten müssen. Und hier könnten verschiedenste Fachbereiche aufge­zählt werden. Wie immer geht es auch hier um die notwendigen Finan­zie­rungen. Die Gesundheitsversicherungen spielen ein bedenkliches Szena­rio, in dem sie z.B. den Wahlarztbesuch als nur für begüterte Menschen abstempeln, gleichzeitig aber sich durch die verpflichtende Rückzah­lung von nur 80% des Kassenhonorars noch Gelder einsparen. Darüber hinaus ist es absolut nicht vertretbar, dass PatientInnen, die pünktlich ihre Beiträge zahlen müssen, über Monate auf die Rückvergütung ihrer Vor­finanzierung warten müssen!

Hannes Krois: Was wirst du selbst dagegen unternehmen?

Dr. Dominik: Das einzige, das ich tun kann, ist meine Patient Innen über diese Hintergründe zu informieren, aufzuzeigen, dass es unsinnig ist einen Gesundheitsminister zu bestellen und diesem nicht ausreichende Kompetenz und Entscheidungsfreiheit zu übertragen. Wir brauchen mehr Kassenstellen, mehr Zeit und auch Kompetenz, um vor allem psychosomatische Erkrankungen nicht chronisch werden zu lassen. Eine Erstaufnahme in unserem Gesundheitsgut „Die Klause“ in Bad Gleichenberg benötigt mindestens eine Stunde Zeit, um eine gründliche Anamnese zu ermöglichen und alle wichtigen biographischen Gesundheitsdaten zu erfassen. Die vom Bundesrechnungshof bereits kritisierte Zunahme der Patientenzahlen gegenüber nicht ausreichender Ärzte­versorgung wurde von der Krankenversicherung mit dem unmöglichen Begriff einer „Leistungsverdichtung“ beantwortet, was im Klartext heißt „mehr Patienten in weniger Zeit“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hannes Krois: Was gibt es Positives zu berichten?

Dr. Dominik: Einige wissenschaftlichen Erneuerungen auf neurologischem Gebiet gibt es in der Kopfschmerzversorgung, speziell in der Prävention von Migräne. Überhaupt sind präventive Schritte erforderlich, um die Demenz, den Schlaganfall und die Herzinfarktfrequenzen durch spezifische Lebens-stiländerungen zu verringern. Leider wird die Verantwortung hinsichtlich der Prävention noch auf die Patienten abgeschoben, womit sehr viele überfordert sind. Die Mikrobiom-Forschung zeigt neue Wege auf, um psychiatrische Erkrankungen über ein gesundes Darmmilieu besser behandeln zu können. Auf psychiatrischem Gebiet bestehen Möglichkeiten therapieresistente Depressionen durch gezielte Diagnosekriterien besser betreuen zu können, was sehr vielen Menschen eine deutlich verbesserte Lebensqualität bringen wird…..

Hannes Krois: Vielen Dank für das offene Gespräch.

Gesundheitszentrum Feldbach

„Sigmund Freud Center“

Sigmund-Freud-Platz 1 8330 Feldbach

Gesundheitsgut „Die Klause“

Taxbergstrasse 15/17/19 8344 Bad Gleichenberg

Tel: 03152 / 898 100 Terminvereinbarung MO-FR 9.00 - 13.00

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