Wolfgang Böck spielt den „Bockerer“

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Wolfgang Böck ist ein leidenschaftlicher Oldtimer-Fan. Seit Oktober 2003 leitet er als Intendant die Schloss-Spiele Kobersdorf, die heuer ihr 50. Jubiläum feiern. Wolfgang Böck ist ein leidenschaftlicher Oldtimer-Fan. Seit Oktober 2003 leitet er als Intendant die Schloss-Spiele Kobersdorf, die heuer ihr 50. Jubiläum feiern.

Interview: Dorian Krois

SOJ: Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, die Intendanz der Schloss-Spiele Kobersdorf zu übernehmen?

Wolfgang Böck: Als sich die Gelegenheit ergab, hab ich sie beim Schopf gepackt. Ich dachte mir, das könnte man durchaus probieren, weil es eine neue Herausforderung für mich ist. Nach 30 Jahren Schauspielerei als künstlerischer Leiter tätig zu sein, hat mich sehr gereizt. Letztlich war es eine Bauchentscheidung.

SOJ: Die Schloss-Spiele Kobersdorf feiern heuer ihr 50. Jubiläum. Warum haben Sie sich gerade für den „Bockerer“ als Bühnenstück entschieden?

Wolfgang Böck: Es ist ein großartiges Stück des österreichischen Volkstheaters, auch der österreichischen Zeitgeschichte, es ist zeitlos und kann einem zum Lachen, aber auch zum Weinen bringen. Der Bockerer zeigt die Herzensgüte des einfachen Mannes, die Zivilcourage, die doch allemal gefragt wäre! Das Stück passt nach Kobersdorf, in Sichtweite zum Schloss steht eine der wenigen Synagogen, die dieses sogenannte „tausendjährige Reich“ überdauert haben.

SOJ: Wurde „Der Bockerer“ speziell für Kobersdorf adaptiert?

Wolfgang Böck: Alle Stücke müssen adaptiert werden, um sich den technischen Gegebenheiten anzupassen, und weiters den Anforderungen des Bühnenraums, des Umfelds zu entsprechen. Wir spielen im Freien, eingebettet in einem Schloss-Innenhof, auch haben wir keinen Theatervorhang, unsere Umbauten und Szenenwechsel sind fürs Publikum sichtbar. Auch die Rollenverteilung verlangt Änderungen, im Original gibt es 28 Rollen und viele Komparsen. Die alle könnten wir nicht engagieren, deshalb ist unser Ensemble in mehrfachen Rollen zu sehen.

SOJ: Wie aufwendig sind die Proben für das Stück?

Wolfgang Böck: Großes Stück, großes Ensemble, großer Aufwand. Alle im Team haben für die 50. Jubiläumsproduktion wirklich Anstrengendes zu leisten. Egal ob auf, vor, hinter und seitlich der Bühne, an den Schreibtischen oder Telefonen.

SOJ: Wann wird damit begonnen?

Wolfgang Böck: Die szenischen Proben beginnen Mitte Mai für vier Wochen in Wien, dann ziehen wir für die Endproben nach Kobersdorf. Dort reihen sich nach und nach die Abteilungen Licht, Ton, Maske und Kostüm ein. Wir müssen uns nach dem Wetter richten, von kalt, nass, Hitze bis zu 40 Grad mittags auf der Bühne, unzähligen Wetterkapriolen sind wir ausgesetzt. Diese drei Wochen bis zur Premiere vergehen für alle Beteiligten wie im Flug.

SOJ: Gibt es eigentlich eine Stammbesetzung in Kobersdorf oder wird jedes Jahr neu gecastet?

Wolfgang Böck: Wir besetzen jedes Jahr aufs Neue. Es soll eine gute Mischung aus KollegInnen sein, die schon öfters bei uns gespielt haben und neuen, sogenannten „Kobersdorf Eleven“, die erstmals bei uns auftreten. Im Idealfall finden wir jedes Jahr rasch zu einer Familie zusammen, verbringen einen schönen Theatersommer, bei der letzten Vorstellung gibt’s oft auch Abschiedstränen. Lediglich mich könnte man – wenn Sie so wollen – zum Stamm zählen, ich steh jedes Jahr auf der Bühne.

SOJ: Was hat sich in den 19 Jahren unter Ihrer Intendanz verändert?

Wolfgang Böck: Wenn ich nachdenke, fallen mir zuerst die fürs Publikum sichtbaren Dinge ein: 2009 haben wir haben im HAYDN-Jahr eine Drehbühne erhalten, die wir seither bei Bedarf einsetzen, seit 2014 nimmt unser Publikum Platz auf neuer Bestuhlung samt neuer Tribüne. Heuer wird’s ein neues Bühnenportal aus dunkelrotem Steckmetall geben, erstmals bewegliche Scheinwerfer. Natürlich gibt es über eine so lange Zeitspanne Änderungen bei den MitarbeiterInnen, die mit neuen Aufgaben wachsen, ihre Kinder mitbringen, die auch schon anpacken wollen. Leider mussten wir auch Kollegen auf ihrem letzten Weg begleiten, diese Lücken bleiben.

SOJ: Stehen bei Ihnen heuer noch andere Projekte, zum Beispiel fürs Fernsehen, an?

Wolfgang Böck: Wir feiern nicht nur 50 Jahre Kobersdorf. Auch das Strizzilieder-Konzert, das ich gemeinsam mit Adi Hirschal bestreite, gibt es seit 30 Jahren. Das bringen wir auch auf die Bühne nach Kobersdorf. Andere Drehanfragen mussten bis jetzt dem Theater-Engagement in Kobersdorf weichen.

SOJ: Welches Stück würden Sie in Kobersdorf noch gerne auf die Bühne bringen?

Wolfgang Böck: Viele, da fällt mir die Auswahl schon schwer. Aber wenn ich mir eines wünschten dürfte? Ferdinand Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, ja, der wär‘ besonders.

SOJ: Verbringen Sie auch privat Zeit im Burgenland?

Wolfgang Böck: Freilich, ich bin ja mit einer feschen Burgenländerin verheiratet. Seit mehr als 30 Jahren ist es zu meiner zweiten Heimat geworden.

SOJ: Was ist ihr persönlicher Ausgleich zur Schauspielerei?

Wolfgang Böck: Lesen, Gärtnern und Motorradfahren.

Schloss-Spiele Kobersdorf 2022

„Der Bockerer“ von Peter Preses & Ulrich Becher Spielzeit: 5. Juli (Premiere) bis 31. Juli 2022 (Do.-So.)

30 Jahre Strizzilieder Konzert mit Wolfgang Böck & Adi Hirschal am 20. Juli www.schlossspiele.com

Wolfgang Böck wurde für seine schauspielerischen Leistungen mehrfach ausgezeichnet.

Süd-Ost Journal

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