Ilmar Tessmann: Kärntner Bio-Hotelier und Bad Gleichenberger „Faschingsnarr“

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Ilmar Tessmann lebt für den Fasching. Ilmar Tessmann lebt für den Fasching.

Interview: Dorian Krois

SOJ: Sie sind seit Jahren Vorstandsmitglied und aktiver Darsteller beim Narrenkartell Bad Gleichenberg. Wie sind Sie als Kärntner Hotelier ursprünglich dazu gekommen?

Ilmar Tessmann: Nun meine große Liebe ist Sabine Franke aus Stainz bei Straden, daher schon seit 22 Jahren meine Beziehung zur Region. Begonnen zu spielen habe ich schon im Gymnasium, etwas Theater in Religion und dann mussten wir bei den Abschlussabenden von den Skikursen was aufführen, da habe ich die ÖWUWA, die österreichische Wunderwaschmaschine aufgeführt. Mein Vater hat immer sehr gut Witze erzählt und meine Mutter hat Theater gespielt. Ich denke, da habe ich schon was geerbt. Unser Sohn Niklas Ilmar, hat sich selbst das Zaubern beigebracht und steht auch gerne auf der Bühne.

Naja 2 Jahre nach dem Tod meines Vaters hat der Villacher Fasching Nachwuchs gesucht, ich habe mich da beworben und wurde engagiert, das Stück hieß Rezeption, Biohotel Lei Lei, war mir auf den Laib geschnitten, ich war dann 2 Jahre dort. Und dann habe ich gesagt, ich möchte öfters bei der Familie sein und wir hatten uns den Gleichenberger Fasching sogar mal angeschaut in der Hotelfachschule und habe gesehen, dass die wirklich sehr gut sind und habe mich dann beworben, Günther Gaber hat gemeint, da macht jemand einen Witz, er will vom Villacher Fasching nach Gleichenberg wechseln, sozusagen von Real zu Barcelona und ich bin jetzt 8 Jahre dabei und glücklich. Im Vorstand habe ich die Pressearbeit übernommen und habe so glaube ich klargemacht, dass wir uns mehr schätzen sollen. Selber habe ich mich auch versucht, und konnte beim Grazer Kleinkunstvogel und heuer beim Herkules Kabarettpreis unter die besten 6 kommen, das finde ich zusätzlich spannend und herausfordernd.

SOJ: Wieso engagieren Sie sich so für den Fasching?

Ilmar Tessmann: Weil Fasching das pure Leben ist. Ein zentrales Thema für die menschliche Zukunftsfähigkeit – und damit direkt für die Lebensqualität - ist die Lebenskultur mit den unzähligen Menschen, die in ihrer Freizeit meist gemeinschaftlich musizieren, singen, Theater spielen, etc. Fasching ist ein Teil der regionalen Festkultur, also immaterielles Kulturerbe. Hier spielen Kulturschaffende verschiedenster Bevölkerungsgruppen wertschätzend auf hohem Niveau zusammen. Nur wenn sich kulturell etwas bewegt, fallen wirtschaftliche Programme auf fruchtbaren Boden.

SOJ: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Auftritte vor?

Ilmar Tessmann: Das Jahr über versuche ich Pointen, die ich selber mache, wenn ich mit Gästen scherze, die oft sehr spontan sind, aber auch, wenn mir was gefällt, dann notiere ich es. Dann suche ich ein Thema und versuche dem einen roten Faden zu geben und dann wird geschaut, nicht mehr wie 3 DINA4 Seiten, und dann immer wieder üben, oft beim Autofahren, abends, oder auch vor den Gästen im Biolandhaus Arche beim Parodienabend, den ich im Hotel öfter halte, um abzutesten.

SOJ: Die Corona-Pandemie ist auch für den Fasching gar nicht lustig. Wie sieht es heuer mit der berühmten Bad Gleichenberger Faschingssitzung aus?

Ilmar Tessmann: Wir haben lange überlegt und uns dann für eine hybride Veranstaltung entschieden. Wir zeichnen unsere Faschingssitzung mit dem Vulkan TV auf und man kann dann einen Link oder Stick erwerben. Wichtig ist uns, dass wir zusätzlich auch noch regionale Wertschöpfung erzeugen, deswegen bieten Partner zusätzlich noch ein Genusspaket an. Verteilt wird dieses am 25. und 26. Feber in der Großgemeinde Bad Gleichenberg vom TUS.

So kann man bestellen: Bestellungen – Download (20 Euro), Stick oder CD (zuzüglich Produktionskosten) beziehungsweise auch Genusspaket – nimmt das Narrenkartell unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder der Tel. 0664-55 133 85 entgegen.

SOJ: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an der Bad Gleichenberger Faschingssitzung?

Ilmar Tessmann: Wir sind eigentlich knapp 20 Aktive auf der Bühne, die aber sehr sehr gut harmonieren und wir haben unterschiedliche Talente, die wir sehr gut einsetzen. Es gibt ein männliches Faschingsballett von der Feuerwehr, es gibt Livemusik von 5 Musikern mit 6 Magistern, es gibt gesungene Lieder, es gibt Faschingskabarett und jährlich immer wieder neue Nummern und besondere Kostüme. Die Gleichenberger können wirklich stolz sein, seit 36 Jahren eine solche Faschingstruppe zu haben, solche „Narren“, die weit über die Region hinaus wirken und im Winter das Aushängeschild der Region sind. Und was wir die letzten Jahre auch gemacht haben, da wir gut sind, kommen auch Könner ihres Faches zu uns und spielen mit uns, als Friends – Peter Kowal und EU Bauer Manfred Tisal waren ja schon da, heuer soll wieder jemand von „Narrisch Guat“ kommen, der Althofner Tschentsche Willi Wurzer. Das macht es für alle noch spannender und lustiger, für die „Narren“ und für die Zuseher.

SOJ: Sie sind früher auch beim „Villacher Fasching“ aufgetreten. Was sind da die größten Unterschiede zu Bad Gleichenberg?

Ilmar Tessmann: Ich bin der einzige „Narr“ in Österreich, der beim Villacher Fasching und bei „Narrisch Guat“ war, das macht mich stolz. Villach hat natürlich schon ein sehr großes Budget und vieles ist auf die Fernsehaufzeichnungen aufgebaut. Das ist dort eine Art Hassliebe, man liebt die Vorstellungen ohne Fern- sehen mehr, weil die Zuschauer echter sind, aber man ist natürlich doch auch geehrt im Fernsehen sein zu dürfen und man spielt doch 16 mal, das schlaucht. Schlussendlich brauchen wir uns mit unserem Programm keinesfalls verstecken, wir sind ebenbürdig, manchmal vielleicht sogar besser. In Gleichenberg würde ich sagen, ist die Freundschaft größer. Die Region selber sollte sich dieses Juwels noch stärker bewusst sein und dankbarer dafür sein. Also Straßenbenennungen oder Statuen wären schon angebracht (Augenzwinkern), wobei die Gemeinde sich schon sehr bemüht. Dafür sagen wir hier einmal Danke an den Gemeinderat mit Bgm. Christine Siegel sowie an den Ehrenpräsidenten Jörg Siegel.

SOJ: Bad Gleichenberg war 2020 Narrenhauptstadt der Steiermark. Was hat Ihnen das bedeutet?

Ilmar Tessmann: Das war ja eine Idee, wo zuerst intern gelächelt wurde, aber wir haben es geschafft, ein EU LEADER Projekt daraus zu machen, wir sind Mitglied beim steirischen Vulkanland, das ist einzigartig in Europa und es beweist, dass Fasching Lebenskultur ist, ein immaterielles Erbe und das Narrenkartell und besonders wieder Günther Gaber, Peter Siegel und Ehrenpräsident Klaus Keim haben bei der Narrenhauptstadt schon Einzigartiges geleistet.

Ilmar Tessmann bei einem seiner zahlreichen Auftritte für das „Narrenkartell Bad Gleichenberg“.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"