LR Dr. Juliane Bogner-Strauß im Süd-Ost Journal Exklusiv-Interview

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Die einstige Ministerin und nunmehr steirische Landesrätin hat durch die Bewältigung der Corona-Krise kaum eine freie Minute. Die einstige Ministerin und nunmehr steirische Landesrätin hat durch die Bewältigung der Corona-Krise kaum eine freie Minute.

Die gebürtige Südsteirerin LR Juliane Bogner-Strauß hat schon im Normalfall genug Aufgaben in ihren Ressorts. Corona hat der smarten Politikerin noch eine Ladung an Krisen-Bearbeitung eingebracht.

SOJ: Sie sind bald ein Jahr Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege in der Steiermark. Hat Corona gerade Ihr Ressort besonders hart getroffen?
LR Juliane Bogner-Strauß:
Natürlich hätte ich mir mein erstes Jahr anders vor­gestellt. Die Situation gilt es anzunehmen und gestärkt daraus hervorzugehen. Ich sehe tagtäglich, wie hart mein Team und die Abteilungen des Landes Steiermark arbeiten, um die bestmöglichen Lösungen für die Steirerinnen und Steirer zu finden. Das macht mich stolz und hoffnungsvoll, dass wir in der Steiermark gut durch die nächsten Monate kommen.
SOJ: Zuletzt gab es Aufregung um die Einführung der mobilen Testteams für Bildungs- und Betreu­ungs­einrichtungen. Wie bewerten Sie das heute?
LR Juliane Bogner-Strauß: Die Nachfrage war von Seiten der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Pädagoginnen und Pädagogen sowie von Seiten der Wirtschaft sehr groß. Wir haben als zweites Bundesland nach Wien die mobilen Testteams an Schulen eingeführt. Darüber hinaus gibt es in der Steiermark eine eigene Corona-Hotline für Direktorinnen und Direktoren von Schulen und auch für Leiterinnen und Leitern von Kindergärten. Ziel ist es, die Einrichtungen zu entlasten und bei Bedarf Informationen und Hilfestellungen rasch und unkompliziert zu vermitteln. Die mobilen Testteams sind ein Zusatzangebot für Eltern und Er­ziehungsberechtigte, das den Weg zu einer Drive-In-Teststation erübrigt. Bei Bedarf werden nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch das gesamte Schulpersonal getestet. Dadurch muss sich niemand Urlaub nehmen, falls ein Verdachtsfall eintritt. Mein herzlicher Dank geht hier an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die wirklich hervorragende Arbeit leisten. Wir haben hierfür auch extra zwei Labors unter Vertrag genommen, um so zu ermög­lichen, dass die vorgenommenen Testungen noch schneller ausgewertet werden können.
SOJ: Sie waren Frauenministerin und haben nun auch in der Steiermark diese wichtige Rolle als Landesrätin für Frauen übernommen. Wie hart trifft die Corona-Krise die Steirerinnen?
LR Juliane Bogner-Strauß: Die Krise zeigt ganz deutlich, wie wichtig Frauen für unsere Gesellschaft sind. Wenn man sich die Zahlen ansieht, erkennt man, dass Frauen einen wesentlichen Beitrag leisten, damit unser Land auf einem stabilen Fundament steht. So arbeiten etwa in Gesundheitsberufen rund 70 % Frauen, im Lebensmittelhandel 71 %, im Handel mit Arznei­mitteln und Drogeriewaren 77 % und in Tra­fi­ken sogar 81 % Frauen. Neben ihrer beruflichen Rolle, sind viele Frauen in den eigenen Familien stark gefordert und von Mehrfachbelastungen betroffen. Auch vor der Krise haben Frauen einen Großteil der Betreuungsaufgaben übernommen. Wenn ältere Angehörige krank werden, müssen sie ebenfalls betreut werden, hier pflegen oftmals ebenfalls die Frauen. Die Schließung von Schulen und Arbeitsplätzen verschärft die Situation, vor allem für Alleinerzieherinnen. Das ist auch eine Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die auch während einer Krise ermöglich werden muss. Die aktuelle Krise hat aus frauenpolitischer Sicht aber auch positive Ent­wicklungen gebracht, auf denen wir aufbauen müssen. Wir sollten in einigen Bereichen nicht den Fehler machen, nach der Krise wieder in alte Muster zu verfallen, etwa, wenn Männer jetzt einen größeren Anteil an der Kinderbetreuung übernommen haben – das gilt es auch in Zukunft zu fördern.
SOJ: Worauf wird es in den nächsten Wochen und Monaten besonders ankommen, um gut durch die Krise zu kommen?
LR Juliane Bogner-Strauß: Österreich hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, aber auch dieses kann an seine Grenzen stoßen. Ich habe schon mehrmals betont, dass wir den Kampf gegen das Virus nicht in den Spitälern selbst gewinnen, sondern vor den Türen, wenn wir alle die Maßnahmen ernst nehmen, Maske tragen und Abstand halten. Nur mit der Mithilfe aller Bürgerinnen und Bürger werden wir es schaffen, der Pandemie Einhalt zu gebieten.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"