Interview: Dorian Krois
SOJ: Du stammst aus einer bekannten südsteirischen Weinbaufamilie. Warum hast du einen anderen Weg eingeschlagen?
Erich Polz: Schon in der Kindheit, aber auch später in der Schule und im Gymnasium war das Singen ein großes Thema für mich. Bei der Matura habe ich mir dann gedacht, wenn das Weingut zu Hause nicht wäre, würde ich Orchesterdirigieren studieren. Damals habe ich aber auch sehr gerne das Thema Wein bearbeitet. Jedenfalls hat sich meine Begeisterung für die Musik immer mehr verstärkt und ich kam nicht an dem Gedanken herum, es doch wenigstens einmal zu probieren. Die Aufnahmeprüfung am Konservatorium habe ich dann wie durch ein Wunder geschafft, weil meine musikalische Vorbildung nicht sehr intensiv war. Ich bin dann dran geblieben und habe gespürt, das ist es was ich wirklich machen will.
SOJ: Sind eigentlich Unterschiede zwischen Dirigenten hörbar?
Erich Polz: Vor allem bei dieser Musik die so delikat ist, merkt man schon massive Unterschiede – die natürlich sehr fein sind. Wir Dirigenten sind ja darauf geschult, so fein wie möglich zu hören. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr erkennt man auch.
SOJ: Gefühlt sind Dirigenten ja eher ältere Herren. Bist du als junger Mann da eigentlich ein Exot?
Erich Polz: Auch die älteren Herren waren einmal jung und die haben auch jung angefangen. Es gibt viele junge Dirigenten, aber nur ein Teil schafft es sich einen Namen zu machen.
SOJ: Wie kann man sich deinen Berufsalltag vorstellen?
Erich Polz: Die Konzerte sind ja nur die Spitze des Eisberges, wie man sich vorstellen kann. Das sind Belohnungen und quasi die „Ernte“ der Arbeit. Die Hauptarbeit mit dem Orchester sind die Proben. Davon gibt es in der Regel drei bis vier plus Generalprobe. Hauptteil sind die Vorbereitungen. Da geht es darum, den Menschen hinter dem Komponisten kennenzulernen und sich mit ihm wirklich auseinanderzusetzen. Da gehört im Vorfeld wirklich ganz viel dazu um zu einer schlüssigen und bewegenden Interpretation zu kommen.
SOJ: Hast du ein Stammorchester?
Erich Polz: Ich begleitete das Gustav Mahler Jugendorchester als Dirigierstipendiat und lernte dort großartige Instrumentalisten kennengelernt. So gründete ich mit ihnen im Jahr 2013 das Kammerorchester „Modus 21“. Es setzt sich aus Musikern aus ganz Europa zusammen.
SOJ: Die Liebe zum Wein lebst du aber trotzdem noch, oder?
Erich Polz: Ja sicher! Ich führe neben meiner musikalischen Tätigkeit auch das Freigut Thallern in Niederösterreich, das meine Familie gepachtet hat. Ein riesiger kultureller Schatz mit den besten Lagen in der Thermenregion. Sich darum zu kümmern ist eine wirklich tolle Aufgabe, der ich mich sehr gerne widme.
SOJ: Am 5. und 6. Jänner 2020 spielst du mit deinem Kammerorchester „Modus 21“ im Bad Gleichenberger Mailandsaal zwei Neujahrskonzerte. Gibt es da musikalische Schwerpunkte?
Erich Polz: Bei einem Neujahrskonzert spielt die Musik von Johann Strauß und der Strauß-Dynastie natürlich eine große Rolle. Ich versuche aber jedes Jahr, neue Schwerpunkte zu setzen. Heuer haben wir ja noch das Jubiläumsjahr „200 Jahre Franz von Suppé“. Das wird sicher ein Thema sein. Ich finde es wirklich großartig, dass Bad Gleichenberg jetzt wiederbelebt wird.
Der Mailandsaal in Bad Gleichenberg ist ja wie gebaut für Konzerte. Das schöne Ambiente und die perfekte Akustik sind wirklich wunderbar und ich kann nur dazu anregen, dort noch mehr klassische Musik bzw. Kammermusik zu spielen.