FrauenLeben/Im Blickpunkt Ulli Glettler (Journalistin, Moderatorin, Agenturchefin)

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Ulli Glettler, die unglaublich temperamentvolle „Stil-Ikone“. Zudem eine Frau, mit der man „Pferde stehlen“ könnte. Ulli Glettler, die unglaublich temperamentvolle „Stil-Ikone“. Zudem eine Frau, mit der man „Pferde stehlen“ könnte.

Marketinglady & Journalistin mit Herz & Paprika

Ulli Glettler, ein Name, der in der weiß-grünen Kommunikationswelt bekannt und vielleicht auch schon eine Marke ist. Seit vier Jahrzehnten dreht die gebürtige Grazerin an vielen Schrauben, wenn es darum geht, Werbebotschaften zu senden oder zu empfangen. Als akademisch ausgebildete Marketingfachfrau hat sie in ihrer eigenen Werbe-und Kommunikationsagentur „die WerbeUG“ renommierten Unternehmen einen „Stempel“ verpasst, bei Moderationen mit unglaublichem Humor die Bühnen erobert und als Journalistin viele textliche Spuren in der gedruckten Landschaft hinterlassen. Großer Ehrgeiz, die Lust, in der Welt etwas bewegen zu wollen und eine übergroße Portion Durchhaltevermögen haben Ulli Glettler auch in stürmischen Zeiten bestehen lassen. Als größte Kraftreserve für die vielen Aufgaben bezeichnet Ulli Glettler ihren Lebenspartner Joachim, der ihr seit vielen Jahrzehnten die Ruhe gibt, die sie für die vielen Job draußen braucht.

Als Marketinglady für das WEZ in der Weststeiermark höchst erfolgreich. Das Foto zeigt Ulli Glettler mit K&Ö-Filialleiter Erwin Breitegger beim 25 Jahre Event.
Heirat 1991 mit Lebenspartner Joachim. Ein Ruhepol für das Temperamentbündel Ulli.

von Ulli Glettler

Ich wurde in Rein bei Graz als viertes von sechs Kindern geboren. Eine Großfamilie, die – damals keine Seltenheit – mit drei Töchtern und drei Söhnen den Nachkriegsjahren auch unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen viele positiven Seiten abgewinnen konnte. Meine Eltern, die Mutter (klassische) Hausfrau, mein Vater Kriminalbezirksinspektor, schafften mit unglaublichem Fleiß uns Kindern ein Umfeld aufzubereiten, das von Liebe, aber auch von großer Verantwortung geprägt war. Schon früh waren wir in der kleinen Landwirtschaft meiner Großeltern auf der Kehr bei Rein angehalten, unseren Beitrag zu leisten. Bei der Heuarbeit ebenso, wie bei der Apfelernte oder beim Abernten der kleinen Kartoffelfelder. Meine Großeltern gehörten noch zu jener Generation, in der Worte nicht auf der Zunge getragen wurden, sie wurde vielmehr in vielen Gedanken konserviert, die meine Großmutter auch zu Papier brachte. Sie war eine einfache, ganz bescheidene Frau, der die Härte des Alltags anzusehen war, die aber im Herzen eine blumige Sprache beherrschte, die sie mir wohl übertragen hat. Dafür bin ich der „Mutter“ unendlich dankbar.

Als ich zwei Jahre alt war folgte der Umzug meiner Familie nach Graz in ein eigenes, sehr renovierungsbedürftiges Haus in Andritz, das sich meine Eltern – ich weiß bis heute nicht wie sie das geschafft haben – wohl vom Mund abgespart haben. Im Domizil, das nachkriegsbedingt damals noch von zwei weiteren Familien bewohnt war, kamen auch meine zwei (letzten) Geschwister zur Welt. Es folgten die Jahre der schulischen Grundausbildung und mein Wunsch, nach der Matura zu studieren. Für meinen Vater wohl das größte Geschenk, weil er – der einfache Bauernbub – ein Leben lang von der Erkenntnis beseelt war, dass nur Wissen das Leben trägt. Persönlich und beruflich. Er selbst war für sich das beste Beispiel. Der Keuschlerbub als Polizist!

Mein Studium „Betriebswirtschaftslehre“ an der Uni Graz musste ich mir – für meine Eltern völlig selbstverständlich – natürlich selbst finanzieren. Elf Jahre lang (der Startschuss fiel bereits mit 14 Jahren als Küchenhilfe beim Binderwirt) habe ich in der Gastlichkeit in Graz und in Stuttgart gedient und mein Studium verdient. Es waren unglaublich harte Jahre, die mich menschlich nachhaltig stark geprägt haben und mir auch das Rüstzeug für mein Leben verpasst haben. Nach der Sponsion zur Magistra 1981 folgte der Einstieg ins Berufsleben, der für mich von keiner Erwartungshaltung geprägt war. Eigentlich kann ich rückblickend sagen, ich habe mich treiben lassen. Ein Umstand, der mich schlussendlich in die richtige Richtung gelenkt hat, die ich „programmiert“ wohl nie eingeschlagen hätte. Über das AMS wurde ich an die „Südost Tagespost“ vermittelt. Bis zu diesem Moment hatte ich Medien nur als Leserin konsumiert und vom Schreiben keine Ahnung – sieht man von vielen Gedichten ab, in denen ich über Jahre meine Gedanken zu Papier brachte. Bernhard Eibisberger, Gerald Spitzka oder Sepp L. Barwirsch waren meine Lehrmeister der ersten Stunde, die wohl mein Talent erkannt haben, von dem nicht einmal ich wusste. Von der Reiseredaktion – meine ersten Sporen als Moderatorin verdiente ich mir beim Reisefilmfestival in der WKO Steiermark – führte mich der journalistische Lehrpfad in die Wirtschaftsredaktion, die mein „Zuhause“ wurde. Als Gerfried Sperl die Südost Tagespost als Chefredakteur übernahm wusste ich, dass mein Herz für das gedruckte Wort schlägt. Ich schulde diesem wunderbaren und hochkarätigen Denker und Journalisten lebenslangen Dank, dass er mir Mut gemacht hat, den beruflich eingeschlagenen Weg weiterzugehen, auch wenn mein Vater ihm damals „drohte“, mich als schlecht bezahlte Akademikerin „abzuziehen.“ Obwohl ich in meinem ersten Job angekommen und happy war, wollte ich Graz den Rücken kehren. Es gelang mir mit Unterstützung von G. Sperl, der mich über Christian Anderson, den Editor des „Orange County Register“, an die größte Zeitung im Süden des US-Bundesstaates Kalifornien in die Vereinigten Staaten vermittelte. Das AUS der Südost Tagespost 1987 beschleunigte meine Auswanderungspläne und ich zog mit 100.000 Schilling Erspartem in der Tasche in die Staaten. Mit dem festen Willen, nie mehr nach Graz zurückzukehren. Ich kann es bis heute – auch nach so vielen Jahren nicht fassen, dass ich für diese renommierte Zeitung unzählige Stories geschrieben habe, die auch alle erschienen sind. Die (beruflichen) Lebensumstände in den USA zu beschreiben, die überaus fordernd und mehr als hart waren, würde einige Bücher füllen, diesen Rahmen aber in jedem Fall sprengen. Ich werde vielleicht einmal zur Feder greifen, um zu beschreiben, welche Folgen es (zum Beispiel) hatte, als die kleine Journalistin aus Graz vor der Ketchup-Fabrik zu recherchieren versucht hat..!

Riesenfreude in der „Glettler-Familie“ über den Sponsions-Erfolg von Tochter Anna.
Als Moderatorin für viele Events und Firmenpräsentationen ist Ulli Glettler höchst begehrt.

Nur wer Amerika und die Amerikaner wirklich kennt, weiß, dass der europäische Herzschlag mit dieser Mentalität nur schwer zurecht kommt. So zog ich nach einem Jahr Amerika wieder in die Heimat zurück. Und da klopfte auch schon Martin Kastner, damals Werbeleiter bei Kastner & Öhler, der mich aus meiner Zeit bei der Südost-Tagespost kannte, an meine Tür, um mich für sein Unternehmen anzuheuern. Ich höre heute noch den Stein, der meiner Mutter vom Herzen gefallen ist, als ich in diesem renommierten Modehaus meine berufliche Zukunft in Angriff genommen habe. Acht Jahre lang stand ich im Dienst dieses grenzgenial großartigen Unternehmens, fünf Jahre davon als Marketingleiterin. In diese Zeit fiel auch die Hochzeit mit meinem Joachim 1991 und die Geburt meiner Tochter Anna 1992, heute erfolgreiche Betriebswirtin in der Wirtschaft. Dann aber spürte ich die unbändige Lust, den Zahlen den Rücken zu kehren und wieder kreativ tätig zu werden. Werbeagentur war damals noch ein gebundenes Gewerbe, es folgte ein zeitaufwändiger Lehrgang und eine strenge Prüfung, um als Werbemittlerin und Werbeberaterin zugelassen zu werden. Ich habe seit 1996 beide Berechtigungen mit Brief und Siegel in meiner Agentur „dieWerbeUG“ hängen.

Mein erster Kunde war das WEZ, das weststeirische Einkaufszentrum, das im Unternehmensverbund von Kastner & Öhler (heute noch) flaggt und in dem ich alle Marketingagenden übernehmen durfte. 30 Jahre lang habe ich mit meiner Agentur in diesem Haus Erfolgsgeschichte (mit-)geschrieben. Im Laufe vieler Jahre – 2021 feiert „die WerbeUG“ ihr 25-Jahr-Jubiläum – vertrauten viele renommierte Unternehmen meinen Fachkenntnissen, eine Liste ist gerne nachzulesen: www.diewerbeug.at. Meine ganz große berufliche Liebe aber gehört – nach wie vor – dem Journalismus. 30 Jahre lang war unter anderem das „Journal Graz“ meine gedruckte Heimat, aber ich habe auch unzähligen Magazinen, Gazetten und anderen Druckwerken meinen „schreiberischen“ Stempel verpasst. Auch die „Steirische Wirtschaft“, die Zeitung der Wirtschaftskammer Steiermark profitiert (hoffentlich) seit fast 20 Jahren von meiner Mitarbeit.

Wenn ich Bilanz ziehe, dann schmerzt mich nur eines: dass ich der Schauspielerei nicht mehr Platz eingeräumt habe und dass auch die Gitarre noch nicht diesen Stellenwert hat, den sie haben sollte. Ich singe gerne, liebe Walkingrunden in der Natur und verfalle leidenschaftlich gerne der Geselligkeit, weil ich Feste jeder Art liebe. Warum? Weil da dem Humor grenzenlos Tür und Tor geöffnet sind und man vielleicht den Zufall treffen kann...!

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"