Fabio Halb aus dem südburgenländischen Mühlgraben ist der jüngste Bürgermeister

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Junges Team für die Gemeinde Mühlgraben: Der 20-jährige Bürgermeister Fabio Halb (links) mit dem 25-jährigen Vizebürgermeister Philipp Knaus. Junges Team für die Gemeinde Mühlgraben: Der 20-jährige Bürgermeister Fabio Halb (links) mit dem 25-jährigen Vizebürgermeister Philipp Knaus.

Interview: Dorian Krois
Fabio Halb ist am 1. Oktober zu Österreichs jüngs- tem Bürgermeister (SPÖ) gewählt worden. Der 20-jährige aus der 400-Seelen-Gemeinde Mühlgraben (Bezirk Jennersdorf) ist schon lange politisch interessiert. Dass dann alles so schnell gegangen ist, hat ihn aber selbst überrascht. Mit den Worten „Hallo, hier spricht der ehemals jüngste Bürgermeister Österreichs“, gratulierte ihm sein Amtskollege nach dem Wahlsieg telefonisch. Seitdem ist der Medienrummel um Fabio Halb natürlich groß. In seiner nunmehr knappen Freizeit ist er ein begeisterter Fußballspieler, noch dazu beim eigenen SV Mühlgraben, für den er als Stürmer die Tore schießt. Wie der junge Bürgermeister den Wahlkampf erlebt hat und wie sein Alltag nun aussieht, erzählte er SOJ-Redakteur Dorian Krois.
SOJ: Seit wann bist du bereits politisch aktiv und was machst du beruflich?
Fabio Halb: In meiner Familie war Politik immer ein wichtiges Tagesthema und natürlich hat es mich selbst auch interessiert. Außerdem bin ich seit mittlerweile zwei Jahren Schriftführer der Ortspartei (SPÖ). Da bin ich auch im Laufe der Zeit dazugekommen, weil ich eigentlich immer bei den Sitzungen war. Das Interesse, Bürgermeister zu werden, war schon immer da. Dass dann aber alles so schnell geht, damit hätte ich selber auch nicht gerechnet. Jetzt ist es natürlich umso schöner und man wird sehen was die Zukunft bringt. Beruflich bin ich seit Juni 2016 bei der Bank Burgenland in Jennersdorf tätig. Davor habe ich während des Besuches der Fußballakademie, zusätzlich eine Bankkaufmannlehre in Graz gemacht, die ich 2015 abgeschlossen habe. Dann habe ich noch ein weiteres Jahr drangehängt und anschließend glücklicherweise den Job in der Region bekommen.
SOJ: Ist es in deinem Alter schwierig, politisch vom Mitbewerber ernst genommen zu werden?
Fabio Halb: Das Wichtigste ist, denke ich, das Thema Respekt. Ob man jetzt jung oder alt ist – das soll schon ein wesentlicher Teil davon sein. Man darf niemanden aufgrund seines Alters unterschätzen.
SOJ: Du hast mit knapp 80 Prozent eine sehr hohe Zustimmung bekommen. Ist deine Gemeinde stolz auf ihren jungen Bürgermeister?
Fabio Halb: Für mich war es schon einmal etwas ganz Besonderes, dass ich die Chance bekommen habe, als Bürgermeister anzutreten und von der Ortspartei eben mit diesem Vertrauen ausgestattet wurde. Wir sind ja infrastrukturmäßig recht gut unterwegs, aber wir haben da irgendwo ein gesellschaftliches Problem gehabt. Als Junger kann ich ohne Vorurteile in jedes Haus hineingehen. Ich bin ein „grader Michl“, der sagt was Fakt ist und dabei niemanden ausschließt. Das Wahlergebnis spiegelt sicher auch wider, dass wir einen sehr guten Wahlkampf betrieben haben. Wir sind ja eine kleine, feine Gemeinde mit 400 Einwohnerinnen und Einwohnern. Da ist es umso wichtiger, dass man sich für die Leute Zeit nimmt und sich anhört, wo der Schuh drückt. Wir haben den Schwerpunkt auf die Hausbesuche gesetzt und sind wirklich in jedes Haus gegangen. Unsere 10 Punkte für die Naturparkgemeinde Mühlgraben haben sich aufgrund dessen herausgefiltert. Diese Themen will ich Schritt für Schritt umsetzen.
SOJ: Wie hast du dich nach der Wahl auf dein Bürgermeisteramt vorbereitet?
Fabio Halb: Ich habe im Vorhinein über die SPÖ-Landesorganisation einen, sagen wir „Grundkurs“, gemacht. Da hat es zwei bis drei Kurse mit amtierenden und neuen Bürgermeistern gegeben. Dabei ging es um die neue Gemeindeordnung im Burgenland und sämtliche rechtliche Fragen, die den Bürgermeister betreffen. Als Junger sieht man viele Dinge ja anders als einer, der schon ewig lang dabei ist.
SOJ: Wirkt sich dein Amt auf dein Privatleben aus?
Fabio Halb: Ich bin jetzt natürlich schon ausgelastet, da ich ja auch einen Vollzeit-Job in der Bank habe. Es hat sich schon etwas verändert. Aber ich bin sehr motiviert und die Stimmung in der Gemeinde ist sehr gut. Das Handy läutet jetzt natürlich noch öfter. Ich kann halt nicht jederzeit abheben, aber rufe selbstverständlich zurück, sobald es geht.
SOJ: Mit 20 Jahren bist du ja im besten „Party-Alter“. Wie gehst du als „Respektsperson Bürgermeister“ damit um?
Fabio Halb: Ich bin ja als Banker privat auch kein Hallodri. Ich trinke grundsätzlich sehr wenig bis keinen Alkohol. Natürlich habe ich Stammlokale, wo ich gerne hingehe. Früher war ich aber oft das Taxi, wenn ich mit meinen Freunden abends ausgegangen bin.
SOJ: Was ist das für ein Gefühl, wenn man als Bürgermeister in der eigenen Gemeinde Fußball spielt?
Fabio Halb: Es hat ja ein Comeback gegeben, da ich voriges Jahr einen Kreuzbandriss erlitten habe. Als ich das erste Mal im heurigen Jahr eingetauscht wurde, hat der Platzsprecher mich mit den Worten „unser Bürgermeister, alles Gute!“ angekündigt. Im Spiel selbst konzentriere ich mich rein auf das Geschehen und man ist da ja nichts anderes, als jeder andere. Wenn man mit Herz dabei ist, ist das ganz etwas Normales.

Süd-Ost Journal

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