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Kabarettist und Stimmenimitator Alex Kristan: „Lebhaft“ und „Rotzpipn forever“!

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Dorian Krois traf den Kabarettisten und Stimmen-Imitator Alex Kristan vor seiner Steiermark-Premiere des neuen Programmes „Lebhaft“ in der Ilzer Sporthalle. Dorian Krois traf den Kabarettisten und Stimmen-Imitator Alex Kristan vor seiner Steiermark-Premiere des neuen Programmes „Lebhaft“ in der Ilzer Sporthalle.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Du giltst als Österreichs bester Stimmen-Imitator. Wann hast du begonnen, die Stimmen anderer Menschen nachzumachen?
Alex Kristan: Ich habe in der Jugendzeit angefangen Parodien von berühmten Sportpersonen zu machen. Rein im Freundeskreis natürlich, da war ich 14 oder 15 Jahre alt.
SOJ: Hast du in der Schule dann auch deine Lehrer imitiert?
Alex Kristan: Ja, das war ein recht probates Mittel um die Pausen mit Humor zu füllen.
SOJ: Du parodierst ja sämtliche Personen – von Niki Lauda bis Hans Krankl. Welche Stimme ist da für dich eine besondere Herausforderung?
Alex Kristan: Es gibt den einen oder anderen, der sich etwas schneller einstudieren lässt. Manche brauchen aber ein bisserl mehr. Das ist vor allem der Fall, wenn es kein heimischer Promi, sondern ein Schweizer oder Deutscher ist. Dann muss ich halt versuchen, diese österreichische Klangfärbung aus der Stimme herauszubekommen. Der schwäbische Dialekt von Joachim Löw zum Beispiel oder das schweizerische vom Marcel Koller erfordert natürlich mehr Zuwendung als eben Hans Krankl oder Niki Lauda, die Wienerisch sprechen.
SOJ: Wie reagieren Prominente wie ein Niki Lauda da- rauf?
Alex Kristan: Niki ist – würde ich jetzt sagen ein Fan, denn er war bei den Premieren meiner ersten beiden Programme vor Ort und ist erwiesenermaßen einer, der das extrem lustig findet. Das Wort Fan trifft es wahrscheinlich jetzt nicht ganz, weil Fans wollen ja meistens Autogramme und Selfies mit einem machen. Niki Lauda findet es jedenfalls gut und kann darüber lachen. Er selbst meint, dass er keinen Unterschied hört.
SOJ: Wie kann man sich dein Training vorstellen?
Alex Kristan: Wenn ich sage ok, ich versuche jetzt eine neue Parodie einzustudieren, ist YouTube ein sehr probates Mittel, weil du dort sämtliche Promis und ihre Interviews abrufen kannst. Dann versuche ich einmal herauszufiltern, ob diese Person überhaupt parodiefähig ist. Man kann nicht jede Person parodieren, es braucht auch ein gewisses Maß an Wiedererkennbarkeit. Dass heißt, er muss irgendwas haben, dass ihn einzigartig macht und worauf man sich dann auch drauf setzen kann in der Parodie. Das funktioniert über YouTube ganz gut.
SOJ: „Lebhaft“ ist dein drittes Soloprogramm. Gibt es eine Botschaft, die du deinem Publikum dabei mitgeben möchtest?
Alex Kristan: Es geht im Prinziep um Ungehorsam und dem Ausbruch aus vorgegebenen Mustern. „Rotzpipn forever“ ist ja der Untertitel. Es geht auch um die Frage was passiert, wenn man als Erwachsener Dinge tut, die von Erwachsenen nicht erwartet werden. Eine Kernbotschaft gibt es jetzt keine, aber wenn man am Ende dann rausgeht ist es sicher die Erkenntnis, dass man nicht alles ernst nehmen soll und sich auch als Erwachsener ein bisschen dem „Rotzpipntum“ verschreiben soll, weil wir in einer sehr regulierten Gesellschaft und bürokratischen Zeit leben. Ich glaube, die Welt könnte ruhig ein wenig mehr Spaß und Humor vertragen.
SOJ: Woher nimmst du die Ideen? Kommen die aus dem Alltag?
Alex Kristan: Alltag ist natürlich dabei! Die Ideen kommen laufend. Wenn es also darum geht, ein neues Programm zu schreiben, dann bin ich sozusagen seismographisch auf Empfang geschaltet und nehme einfach Dinge anders war als wenn ich nicht „wach geschalten“ bin. So ein neues Programm ist ein Entwicklungsprozess, der sich über mehrere Monate zieht. Das heißt, du sammelst Material, schreibst, haust Sachen wieder weg. Schreibst wieder neue Sachen, recherchierst im Internet, schreibst Gags, schreibst wieder andere Gags... Das ist ein „Work in progress“ würde ich sagen. Irgenwann einmal ist es dann halt fertig, nach 10 bis 12 Monaten Arbeit.
SOJ: Was macht für dich gutes Kabarett aus?
Alex Kristan: Ich schreibe jetzt kein Programm mit der Prämisse, was die Leute sehen wollen, sondern was ich persönlich lustig finde. Ich maße mir nicht an, den Geschmack aller Zuseher zu treffen, geschweige sämtliche Erwartungen zu erfüllen. Du musst für dich sagen ok, was ist meine Authentizität, was macht mich aus? Ich möchte jetzt niemandem sagen, was er zu denken hat, sondern den Gästen meine Sicht der Dinge humoristisch überhöht vermitteln. Ob mein Kabarett gut ist, liegt in der Meinung des Zuschauers. Wichtig ist sicher, dass du deine Eigenständigkeit findest und nicht versuchst, jemanden zu kopieren.
SOJ: Überlegst du dir vorab drei Mal, ob du einen Gag in dein Programm aufnimmst?
Alex Kristan: Klar überleg ich mir das, weil für mich gewisse Themen ein No-go sind. Ich will nicht nur der Pointe willen einen schnellen Schenkelklopfer erhaschen, obwohl es aber eigentlich sehr untergriffig, sexistisch oder homophob ist, das ist mir zu billig. Kabarett oder Satire ist immer eine Überhöhung von Ist-Situationen oder Tatsachen. Natürlich ficht man mit dem Florett. Aber es ist ein Unterschied, ob ich Nadelstiche setze oder mit der Abrissbirne durchgehe.

Letzte Änderung am Mittwoch, 15 November 2017 15:57