Der Autosalon Genf war wieder ein Eldorado für alle Auto-Freaks
von Dorian Krois Der Internationale Auto Salon Genf ist traditionell die erste große europäische Automesse des Jahres. Zum ersten Mal fand die Schweizer Messe im Jahr 1905 als „Nationale Automobil- und Fahrradausstellung“ statt. Seither öffnet sie jährlich Anfang März für rund zwei Wochen ihre Pforten. Dieses Jahr fand die Ausstellung somit bereits zum 88. Mal vom 8.-18. März statt. Auch der Genfer Autosalon steht im Zeichen des Wandels – er verlieh der Messe allerdings eine besondere Würze. Die E-Mobilität war auf der traditionellen Frühjahrsmesse so präsent, facettenreich und faszinierend wie nie zuvor. Da- rüber hinaus stellten die etablierten Hersteller wie eh und je eine Reihe klassischer Neuheiten vor. Ebenfalls zahlreich waren exotische Sportwagenmarken mit spektakulären Hypercars vertreten. Elegante Studien und einige Tuner rundeten den sehenswerten Neuheitenreigen ab.
Genf bleibt Genf, zum Glück. Trotzdem ist aber das Wunschdenken der Wirklichkeit gewichen – es sind die greifbaren Neuheiten, die hier im Mittelpunkt des Interesses standen. Greifbar – das ist allerdings ein Begriff, der relativiert werden muss. Auch wenn ihr Marktstart bevorsteht, sind manche Autos an den Messeständen so teuer, dass sie für eine nur sehr kleine Käuferschicht in Betracht kommen. Das galt für den AMG GT als Viertürer mit bis zu 470 kW/639 PS oder das BMW M8 Grand Coupé genauso, wie für den Ferrari 488 Pista als schnellstes und stärkstes V8-Modell in der Firmengeschichte oder den radikalen McLaren Senna als Rundstreckenrenner mit Straßenzulassung. Und auch das in Kleinserie gefertigte Range Rover Coupé ist nur für einen handverlesenen Kundenkreis gedacht. Dass Elektro-Pionier Tesla auf dem Salon einmal mehr nicht vertreten war, sorgte schon für Überraschung. So haben diverse europäische Hersteller die Chance genützt, um ihrerseits ihre Entwicklungen im Bereich E-Auto vorzustellen und aufzuzeigen, dass sie abseits vom Marketing-Getöse von Elon Musk, selber zielstrebig an der Elektro-Zukunft und am selbstfahrenden Auto arbeiten. Ein Kandidat, der für einiges an Aufsehen gesorgt hat, ist der in Graz produzierte Elektro-SUV Jaguar I-Pace, der mit zwei Elektromotoren bestückt ist und mit einer Leistung von 400 PS Kunden ansprechen will. Auf 100 km/h beschleunigt der Jaguar in 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 200 km/h angegeben. Mit dem 90 kWh Lithium-Ionen-Akku soll der I-Pace maximal 480 Kilometer weit kommen.
Und der Diesel? Der ist natürlich noch nicht ganz tot. So stellte Mercedes einen Plug.in-Hybridantrieb mit Selbstzünder vor, der bei Flottenkunden auf großes Interesse stoßen könnte. Andererseits hat Toyota mit der Vorstellung des neuen Auris, der künftig in zwei Hybridvarianten zu haben ist, angekündigt, in Europa keine Diesel mehr anbieten zu wollen. Dass die Erdölvereinigung zum ersten Mal am Genfer Autosalon auftrat, mag erstaunen. Dass sie zudem Werbung für Alternativantriebe machte, noch mehr. Die Vereinigung glaubt, dass der Individualverkehr auch künftig nicht ohne Tankstellennetz auskommt. Doch statt Benzin soll aus den Zapfhähnen bald Wasserstoff sprudeln. Deshalb wurde am Autosalon die Tankstelle der Zukunft präsentiert, an der die Messebesucher Wasserstoff tanken konnten. Entsprechende Fahrzeuge gab es natürlich ebenfalls zu sehen. So waren der Honda Clarity Fuel Cell und der Hyundai ix35 FCEV echte Publikumsmagneten. Großen Rummel gab es auch am Peugeot-Stand, wo der 508 als Topmodell der Löwenmarke seine Weltpremiere feierte.