Christoph Kulmer: „Mein Leben ist einfach die reinste Zauberei!“

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Ein magisches Interview – auch mit dem Süd-Ost Journal wurde gezaubert. Ein magisches Interview – auch mit dem Süd-Ost Journal wurde gezaubert.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Was wolltest du als Kind werden?
Christoph Kulmer: Als Kind wollte ich immer Rennfahrer werden. Es hat mich stets sehr beeindruckt, wenn ich im Fernsehen die schnellen Autos gesehen habe. Ich bin ja auch ein großer Auto-Liebhaber. Ich stehe auf alles was laut ist, schnell ist und nach Benzin riecht. Formel 1 oder Rallye Fahrer zu werden war mein Kindheitstraum.
SOJ: Womit hast du dein erstes Geld verdient?  
Christoph Kulmer: Das erste Geld habe ich als Konstrukteur verdient. ich habe an der HTL Weiz im Zweig Maschinenbau maturiert und nach der Matura habe ich bei der Firma PM-Technologies angefangen. Mit 24 Jahren habe ich mich dann dazu entschlossen, hauptberuflich Zauberer zu werden.
SOJ: Wie kann man ein verwöhntes Publikum von heute noch überraschen?
Christoph Kulmer: Man hat wenig Möglichkeiten. Mittlerweile wird sehr viel mit YouTube usw. transportiert und so hat man gleich einen Blick auf sämtliche Tricks von Zauberern auf der ganzen Welt. Dadurch sind auch sehr viele Tricks verraten worden. Die Leute wissen heute sehr viel von der Technik. Es sind aber mehr die großen Illusionen aufgelöst worden – als Beispiel die verschwundene Freiheitsstatue – und weniger die Tischzauberei. Ich habe mir bevor ich in das Geschäft eingestiegen bin, sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie ich die Leute beeindrucken kann. Wenn ich in den Spiegel schaue bin ich sicher tausendmal skeptischer als meine Zuschauer und so stelle ich mir die Frage „Wie kann ich mich selbst beeindrucken?“.. Ich finde, wenn es fair wirkt, wie zum Beispiel mit kurzen Ärmeln, gewöhnlichen Karten und Kugelschreibern, erzielt man einen wirklich magischen Effekt.
SOJ: Hattest du einen Lehrer, der dir das Zaubern beigebracht hat?
Christoph Kulmer: Das war schon schwierig, weil normalerweise verrät in dieser Branche niemand etwas. Zu einem Zauberkünstler habe ich aber ein Vertrauen aufgebaut. Er hat mir Tricks gezeigt und mich in die Zauberei etwas eingeführt . Da ich jahrelang Klavier gespielt habe, war mein Gehirn schon darauf trainiert, dass die linke Hand etwas anderes macht als die rechte und so war ich beim Einlernen neuer Griffe recht schnell.
SOJ: Hattest du auch skurrile Auftritte?
Christoph Kulmer: Wirklich skurril war die Anfrage einer Dame, die mich buchen wollte. Sie hat wohl vorher meinen Trick, aus einem 10 Euro Schein einen 500er zu machen, beobachtet. Jedenfalls hat sie angerufen und gesagt, sie wäre gerade bei ihrer Bank gewesen und hat ihre gesamten Ersparnisse in 10 Euro Noten abgehoben. Jetzt soll ich jeweils 500er daraus machen. Ich denke, diese Frau hat da wirklich etwas verwechselt. Geld drucken kann ich nicht!
SOJ: Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, nicht nur zaubern zu können, sondern auch Entertainer zu sein?
Christoph Kulmer: Das ist die Quintessenz von meinem Erfolg. Das ist wie wenn du abnehmen möchtest. Da hilft dir nicht nur der Sport. Einen großen Teil macht auch die Ernährung aus. Ich finde, fingerfertig sind viele, das kann man ja auch erlernen. Das Entertainment ist bei mir wirklich großgeschrieben. Das ist eine total komplexe Sache. Die Fingerfertigkeit habe ich lernen müssen, das war nicht so einfach, aber das Entertainment bzw. die Art und Weise mit den Menschen umzugehen, habe ich anscheinend in die Wiege gelegt bekommen. Schon in der Schule war ich der Klassenkasperl und das Sprachrohr für die Mitschüler. Ich war denke ich schon immer ein bisschen frech – aber auf eine symphatische Art und Weise.
SOJ: Wirkt sich die Zauberei auch auf dein Privatleben aus? Werden Frauen da magisch angezogen
Christoph Kulmer: (lacht) Wenn dann schon Frauen und Männer zu gleichen Teilen, weil die Zauberei doch alle gleich anspricht. Die Zauberei wirkt sich nicht auf mein Privatleben aus – sie ist mein Privatleben, mittlerweile. Für viele Leute bin ich auch nicht mehr der Christoph, sondern einfach der Zauberer. Ich habe damit aber kein Problem, schließlich habe ich mir diesen Status jahrelang aufgebaut und freue mich, wenn meine Arbeit geschätzt wird. Ich habe auch immer etwas zum Zaubern dabei und wenn es auch nur simple Spielkarten sind. Manchmal treffe ich beim Einkaufen auf Kinder, die mich bitten spontan etwas zu zaubern. Da kann ich nicht nein sagen! Schließlich bin ich der Zauberer und somit muss auch gezaubert werden.
SOJ: Hast du einen Lieblingstrick, der in keiner Show fehlen darf?
Christoph Kulmer: Der Taschendiebstahl! Ich liebe es, Leute zu bestellen - aber bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe es auch, die Sachen wieder zurückzugeben. Aber der Taschendiebstahl ist eines der schwierigsten Sparten, denn man muss Fingerfertigkeit mit extremer Ablenkung kombinieren. Mittlerweile halten schon viele ihre Uhr fest, bevor sie mir die Hand geben...
SOJ: Hast du für die Zukunft schon Pläne? Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Christoph Kulmer: Mir macht das Zaubern sehr viel Spaß. Täglich gebe ich 110 Prozent und bin darum sicher, dass ich in 10 Jahren dort sein werde, wo ich hingehöre und mir der Job noch genauso viel Spaß machen wird wie heute.

Süd-Ost Journal

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